Kinder fragen, die taz antwortet: Dreht sich das Rad etwa rückwärts?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Lioba, 7 Jahre alt.
„Warum scheinen Räder manchmal rückwärts zu laufen?“, hast du uns gefragt, liebe Lioba. Und ja, das ist wirklich eine verrückte Beobachtung: Ein Auto oder ein Fahrrad kommt um die Ecke und obwohl es vorwärts fährt, drehen sich die Räder scheinbar rückwärts. Bricht das Fahrzeug da nicht auseinander?
Keine Sorge, das passiert nicht! In Wirklichkeit drehen sich die Räder in die richtige Richtung. Für uns sieht es nur so aus, als hätten sie sich selbstständig gemacht.
Bestimmt hast du dieses Phänomen in einem Film beobachtet. Da kommt es manchmal zu dieser Täuschung. Das liegt an der besonderen Weise, wie Filme funktionieren: Im Fernsehen, auf unserem Smartphone oder der Kinoleinwand bewegen sich die Gegenstände und Personen nicht in echt, sondern uns werden viele einzelne Bilder schnell hintereinander gezeigt.
25 Bilder nimmt eine Filmkamera in jeder Sekunde auf! Trotz dieser rasanten Geschwindigkeit verändert sich die Filmszene zwischen den Bildern natürlich: Zum Beispiel bewegt sich das Auto auf der Straße ein kleines Stück weiter. Und bei der nächsten Aufnahme noch ein Stück. Als hätte es lauter kleine Sprünge gemacht. Im Film werden die Bilder aber so schnell abgespielt, dass unser Gehirn die kleinen Sprünge verbindet. So entsteht der Eindruck einer flüssigen Bewegung – genau wie beim Daumenkino.
Unser Gehirn sucht den kürzesten Weg
Nun aber zurück zu den Rädern. Die Täuschung entsteht nur, wenn sich das Rad mit einer ganz bestimmten Geschwindigkeit dreht. Stell dir zunächst vor, es schafft in der kurzen Zeit, die zwischen zwei Kamerabildern vergeht, genau eine Umdrehung. Dann steht es auf dem nächsten Bild wieder genau auf der selben Position wie auf dem davor. Im Film würde es dann aussehen, als hätte sich das Rad überhaupt nicht gedreht!
Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.
In Fall mit dem rückwärts drehenden Rad ist seine Drehgeschwindigkeit etwas langsamer. Dadurch steht es bei jedem Bild ein kleines Stück hinter der Ausgangsposition. Wie ein Uhrzeiger, der kurz vor Zwölf stehen bleibt. Und dann hinter der Elf. Und so weiter.
Errätst du schon, was unser Gehirn daraus macht? Es verbindet wieder die Abstände zwischen den Bildern und sucht dabei den kürzesten Weg. Aber der führt genau in die falsche Richtung: Als hätte sich das Rad ein kleines Stück nach links gedreht statt ein großes nach rechts. Durch diese Fehleinschätzung entsteht für uns der Eindruck, das Rad würde sich rückwärts bewegen.
Hast du auch eine Frage? Dann schreib sie uns an kinderfragen@taz.de.
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