: Herausforderung am Schlagzeug
„Prism-o-scope“ heißt eine neue Konzertreihe, ins Leben gerufen von dem Berliner Jazz-Drummer Nathan Ott
Von Andreas Hartmann
Die Berliner Jazzharfinistin Kathrin Pechlof glaubte schon vor Monaten, die Pandemie werde im Bereich der improvisierten Musik viele Soloplatten hervorbringen. Klingt logisch. Musiker und Musikerinnen fiel es während der zig Lockdowns schwer, sich zum musikalischen Austausch zu treffen, von dem Jazz und frei improvisierte Musik nun mal leben. Also werkelte man eben allein vor sich hin. So richtig zum Trend ist das Solowerk jedoch bislang noch nicht geworden, so der vorläufige Eindruck, aber vielleicht kommt das ja noch.
Was dagegen floriert in Berlins Improvszene, ist die Duo-Aufnahme. In den unterschiedlichsten Kombinationen treten gerade musikalische Pärchen mit neuen Platten an die Öffentlichkeit. Unter dem Namen The International Nothing etwa haben eben die beiden Klarinettisten Kai Fagaschinski und Michael Thieke ein Album veröffentlicht, das mit seinen leisen Tönen in der Tradition der klassischen Minimal Music steht. Oder da wäre die aktuelle Platte „Compagni di Merende“ von Otis Sandsjö & Niklas Wandt zu nennen, auf der sich das Saxofon des Schweden und das Schlagzeug des Berliners duellieren und dabei die Möglichkeiten des Free Jazz ausloten.
Sind diese Duos aber tatsächlich ein Produkt von Corona? Einer, der es wissen könnte, ist der Berliner Jazz-Drummer Nathan Ott. Der ist Duo-Spezialist und spielt in gleich vier Bandprojekten mit, die sich auf die Zweierkonstellation beschränken. Ende 2020, in einem der Lockdowns, hat er gemeinsam mit dem aus Israel stammenden Gitarristen Tal Ardito eines davon, nämlich Loxodon Prism, gestartet. Das nun zum Kern einer im März gestarteten Konzertreihe mit dem Namen Prism-o-scope wird, die bis in den September hinein im Kühlspot Social Club in Weißensee stattfinden wird. An insgesamt sechs Abenden wird Loxodon Prism hier gastieren, jeweils erweitert um wechselnde Gastmusiker und Gastmusikerinnen.
„Kann schon sein, dass manche ein besseres Gefühl hatten, sich lieber nur zu zweit in den Raum zu stellen“, sagt er zur Theorie, dass vielleicht Corona den Weg für neue Berliner Improvisationsduos geebnet haben könnte. Er fügt aber gleich hinzu, dass das Virus bei seiner Bandfindung mit Gitarrist Tal Arditio keine Rolle gespielt habe. Ihm gehe es bei all seinen Duo-Projekten rein um musikalische Herausforderungen. Vor allem habe er nach Möglichkeiten gesucht, sich von Bassisten oder Bassistinnen zu befreien, sagt er. „Neue Wege zu finden, das Schlagzeug einzusetzen“, das sei sein Ziel als Duo-Spieler.
Schlagzeug und E-Gitarre, das sei eh schon eine eher ungewöhnliche Zweierbesetzung, findet er. Dabei wirkt sein Zusammenspiel mit Ardito, der es schafft, seinem Instrument federleichte Töne zu entlocken, so dermaßen entspannt und selbstverständlich, dass man sich fragt, warum es das eigentlich so nicht öfter gibt. Noch spezieller wurde es, als Loxodon Prism beim ersten Konzert im Kühlspot Social Club auf Jim Black getroffen ist, der wie Ott Drummer ist.
Mit seinem Duo wird er dann noch im Laufe der Konzertreihe etwa gemeinsam mit einer Vokalistin oder einem Saxofonisten auftreten. Das Duo wird sich dabei jedes Mal zum Trio erweitern. Oder auch einfach nur Duo bleiben, das sich mit einem Gast ergänzt.
Otis Sandsjö & Niklas Wandt – Compagni di Merende – (Kryptox). Prism-o-scope Konzertreihe. Bis zum 2. 9. im Kühlspot Social Club
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