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„Der Typ hat gedroht, die Bombe zu zünden“

Roman über einen Hijacker: Autor Jens Eisel stellt „Cooper“ vor

Jens Eisel

Jahrgang 1980, ist Schriftsteller und lebt in Hamburg.

Interview Frank Keil

taz: Ein Mann entführt ein Flugzeug, erpresst ein Lösegeld, springt später über den Wäldern des US-Bundesstaates Washington ab und wird nie gefunden: Wie sind Sie auf die Geschichte gekommen, Herr Eisel?

Jens Eisel: Ich hatte eigentlich an etwas anderem gearbeitet, an einem Roman über meinen ehemaligen Boxtrainer. Der hätte in Hamburg gespielt, das Metier kannte ich, das wäre mein Sujet gewesen. Doch in meinem Umfeld und auch beim Verlag fragte man mich: „Bist du dir sicher, dass es das richtige Thema ist?“ Zufälligerweise hatte ich ein paar Wochen vorher einen Artikel gelesen, in dem es um das verschwundene Flugzeug MH 370 ging. Eine Version war: Das Flugzeug wurde entführt und jemand ist über einer Insel abgesprungen – wie 1971 D. B. Cooper. D. B. Cooper? Ich hatte davon noch nie gehört! Und als ich mich schlau machte, dachte ich: Was für eine Geschichte für einen Roman!

Wie haben Sie recherchiert?

Erst mal habe ich viele Zeitungsartikel gelesen, es gibt auch ein sehr gutes Sachbuch. Und dann bin ich in die USA geflogen, war dort einen Monat unterwegs. Das war sehr wichtig, ich wollte die Orte sehen, vor allem die vermutete Absprungstelle.

Die Atmosphäre zu erspüren war wichtiger als die Fakten?

Mir war von Anfang an klar, dass ich eine Art Kunstwelt schaffen muss, die aber in sich schlüssig ist und glaubhaft. Die Fakten kannte ich ja, wobei man über die Person des Entführers überhaupt nichts weiß. Genau das war das Interessante: dass man ein Buch schreiben kann, das auf wahren Begebenheiten beruht, und man kann trotzdem eine Ebene dazu erfinden.

In den frühen 1970ern hat es gefühlt jede Woche eine Flugzeugentführung gegeben …

Buchpremiere: Mi, 21. 3., 20 Uhr, Hamburg, Thalia Theater/Nachtasyl – ausverkauft, evtl. Restkarten

Jens Eisel: „Cooper“. Piper Verlag 2022, 224 S., 22 Euro; E-Book 16,99 Euro

Es gab tatsächlich eine Zeit, wo wahnsinnig viele Flugzeugentführungen passiert sind. Von heute aus gesehen ist es nicht nur komplett unvorstellbar, dass da einer mit einer Bombe an Bord geht, sondern ebenso, dass man bei einem fliegenden Flugzeug einfach so eine Tür öffnen konnte. Zugleich hatten die Behörden keinen Plan, wie man mit Entführern umgeht.

Solche Stoffe bergen die Gefahr der Idealisierung.

Genau das fand ich spannend: Der Typ hat damit gedroht, die Bombe zu zünden, wenn nicht getan wird, was er will – ein Verbrecher. Doch absurderweise wurde er von Anfang an als Gentleman beschrieben. Sogar die Stewardess, die die ganze Zeit mit ihm zu tun hatte und im Roman eine meiner Hauptpersonen ist, hat später gesagt: „Der war superfreundlich, der war sehr höflich.“ In den damaligen Zeitungsartikeln findet man schnell einen Vergleich mit Robin Hood, was schräg ist: Der Entführer hat das Geld nicht den Armen gegeben, sondern es behalten – wenn er den Absprung denn überlebt hat.

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