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Wenn man beim Kicken die Kapuze vergisst

Berlin-­Köpenick

67.100 Einwohner.

Köpenick kennt man in der Welt wegen des Hauptmanns von Köpenick und mittler­weile vielleicht noch mehr durch das Stadion An der Alten Försterei, wo der 1. FC Union Berlin kickt.

Gefühlt ist die Pandemie schon fast vorbei: Die Charité beendet den Notbetrieb und Christian Drosten seine Podcast-Auftritte. Dann darf man ja wohl auch kurz die beschissene Weltlage vergessen und mal wieder guten Gewissens in die Alte Försterei gehen, um zu sehen, wie Union Berlin gegen St. Pauli nach 21 Jahren mal wieder ins DFB-Pokalhalbfinale einzieht, oder?

Was schnell klar wird: Singen mit Maske ist schwierig, Bier trinken noch schwieriger. Wohl auch deswegen trägt hier kaum jemand eine. Die lange Stadionabstinenz sorgt zudem dafür, dass antrainierte Automatismen nicht mehr greifen. Den Reflex, sich nach einem Tor schnell die Kapuze überzuziehen, hat die Pandemie abtrainiert. Als das erste Tor für Union fällt, springen alle durcheinander und verhaken sich jubelschreiend zu einem großen menschlichen Knäuel. Wer sein Bier nicht eh durch die Luft geschmissen hat, verliert es spätestens jetzt im Moshpit. Es regnet Stadionplörre, Jacken und Schals werden nass und stinken.

Bei der zweiten Bierdusche nach dem Siegtreffer setzt die muscle memory automatisch wieder die Kapuze auf. Der Kopf bleibt trocken, die Augen nicht. Gareth Joswig

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