Umsonst und Draußen

An diesem Wochenende findet das 15. Friedensfest in Iserlohn statt. Eine Mischung aus Antifa und Musik

Nur ganz Mutige wagen sich am Wochenende mit dem Auto in die Iserlohner Innenstadt. Nicht dass der Platz an der Bauernkirche wegen des 15. Friedenfestes von Aktivisten überfüllt ist, Besucher laufen eher Gefahr, in einem traditionsgeladenen Schützenumzug stecken zu bleiben.

60 Jahre nach der Befreiung erinnert die Öffnung des Luftschutzbunkers Iserlohner an die Kriegszeit. Dabei stört nicht, dass der Platz davor weiter nach dem NSDAP-Ratsherrn Fritz Kühn benannt ist. Vom Rat der Stadt namentlich geehrt wird gerade auch Albert Ernst. Der Wehrmachtsoffizier musste in einer Ausweg losen Situation dazu gedrängt werden, die Kriegshandlungen einzustellen und die Stadt an US-Truppen zu übergeben. Eine Gedenktafel zu seinen Ehren soll an einem öffentlichen Ort angebracht werden. „60 Jahre nach der Befreiung – Nix gelernt?“ fragen folgerichtig die Autoren der Friedensfestzeitung.

Heute redet Lore Junge vom Internationalen Rombergpark-Komitee am frühen Abend über die damalige Befreiung vom Faschismus. Noch heute ist die Tochter von Antifaschisten in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes aktiv. Die 1923 geborene Dortmunderin hat Bücher über die Nazi-Morde am Rombergpark und über Frauen im Widerstand gegen den Faschismus veröffentlicht. Für ihre literarische Aufarbeitung erhielt sie den Ewald-Sprave-Preis.

Anschließend spricht Hanna Jaskolski über ihren Widerstand gegen Atomwaffen. Die Musikerin und Mutter von vier Kindern wurde im November 2004 wegen ihres Aufrufs zur Befehlsverweigerung an die Bundeswehrsoldaten am Fliegerhorst Büchel zu einer Haftstrafe von einem Monat ohne Bewährung verurteilt. Bereits im Februar 2003 war sie wegen einer gewaltfreien Aktion Zivilen Ungehorsams eingesperrt worden.

Passend zur politischen Verfassung in NRW dürfen auch Hamstermenschen beim Friedensfestival nicht fehlen. Seit zehn Jahren bevölkern „Human Hamster Hybrids“ die Bühnen der Republik, neuerdings auch mit zwei Blasmusikanten im Lineup. Höhepunkt im Musikprogramm wird aber heute Abend der Auftritt von Honigdieb werden. Die Dortmunder Rocklegende Sir Hannes hatte schon mit seiner früheren Band, den „Phantoms of Future“, auf dem Friedensfestival einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nun kommt der Meister des Skurrilen mit seinem neuen erfolgreichen Projekt nach Iserlohn. In provokativer Manier nähert sich der Musiker alltäglichen und obskuren Themen, die vom Autostau bis zum Pornostar in der Haifischbar reichen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. PEL