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Archiv-Artikel

„Die CDU hat noch Nachholbedarf“

Stefan Kwasniewski, Landeschef der Lesben und Schwulen in der Union, sprach auf dem Weg zum Kölner CSD mit der taz über die Abwesenheit seiner Partei, Forderungen an eine schwarz-gelbe Regierung und den Düsseldorfer CSD

taz: Herr Kwasniewski, was ist schwieriger: Als CDU-Mitglied auf dem CSD zu sein oder als Düsseldorfer in Köln?

Stefan Kwasniewski: Mit beidem habe ich keine Probleme. Zum einen bin ich ja kein gebürtiger Düsseldorfer. Und auch als CDU-Mitglied am Kölner CSD teilzunehmen, bereitet mir keine Probleme, ganz und gar nicht.

Aber als Christdemokrat sind Sie schon recht einsam. Die anderen Parteien schicken viele Vertreter, sogar Prominente: Westerwelle kommt, Fischer ist da – wo ist denn Frau Merkel?

Ich denke, die ist in Berlin. Ich finde es auch schade, dass von der CDU keine Prominenz da ist, aber daran können wir nichts ändern. Woanders klappt es dagegen: Beim Düsseldorfer CSD zum Beispiel. Gut, Angela Merkel war auch in Düsseldorf nicht da, aber wenn man in einer Stadt wohnt und in die Strukturen eingebunden ist, kennt man sich persönlicher und dann klappt das auch. Wenn man in Köln keine aktiven Mitglieder hat, die eingebunden sind, ist das schwieriger. Das dauert noch, bis es funktioniert.

Bei den anderen Parteien klappt es doch auch. Fühlt die CDU sich schon so sicher, dass sie Wahlwerbung auf dem CSD nicht mehr nötig hat?

Da fehlt definitiv die Prominenz, das stimmt. Die CDU hat noch Nachholbedarf, was das Engagement der Mitglieder betrifft. Vielleicht wird Homosexualität immer noch als Randthema gesehen. Das ist typisch für eine Volkspartei: Dort werden nicht alle Themen gleichwertig abgedeckt. Ich finde das sehr schade. Aber ob sie sich sicher fühlen? Sie kennen ja die Umfragen. Das kann sich immer wieder ändern.

NRW ist nun schwarz-gelb, die Republik wird es im Herbst wohl auch sein: Was ändert sich für Homosexuelle, wenn die CDU das Land regiert?

Wir sind dabei, die CDU zu fordern und zu sagen, dass wir bestimmte Veränderungen haben wollen. Es hat bereits geklappt, dass in NRW das Lebenspartnerschafts-Anpassungsgesetz nicht von der CDU abgelehnt wurde. Da haben wir mit vielen, vielen Verantwortlichen geredet. Auch auf Bundesebene werden wir die CDU fordern, damit dort das Lebenspartnerschafts-Ergänzungsgesetz wieder ins Gespräch kommt. Abwarten, wie das wird.

Viele Schwule und Lesben sind ganz zufrieden mit ihren Lebensumständen. Ist alles getan für Homosexuelle in NRW?

Unter meinen Bekannten und Freunden sehen das viele so. Gerade hier in Köln gibt es eine hervorragende Infrastruktur, weshalb viele Lesben und Schwule sagen: ‚Wir haben doch eigentlich alles.‘ Es fehlen halt ein paar rechtliche Angleichungen. Es gibt mehr Pflichten als Rechte zurzeit. Sicher, da gibt es noch Handlungsbedarf. Aber ansonsten haben wir alles, was man sich denken kann, wenn man in der Szene ist: Kneipen, Kultur – und natürlich den CSD.

Einen CSD gibt es auch im benachbarten Düsseldorf. Der ist aber relativ klein im Verhältnis zur Kölner Parade.

Naja, das war erst das zweite Mal. Und wir sind auf Anhieb der zweitgrößte CSD in NRW geworden. Von Null auf den zweiten Platz zu springen: Das ist doch gar nicht schlecht.

Mit welchem Politiker würden Sie beim CSD gleich gerne ein Bier trinken? Mit FDP-Chef Guido Westerwelle?

Ich bin offen für alle – bis auf die extremen Rechten und Linken.

INTERVIEW: B. R. ROSENKRANZ