FREIWILLIG : Alles ist erlaubt
UNTER FANS Rauchen auf der Straße und Pinkeln in die Rabatte – ausländische Fans bleiben während der EM von Strafen verschont
Vor Kurzem fragten mich vier Schweden, ob man in Kiew auf der Straße rauchen dürfe. Alle Ukrainer wissen, dass es bei uns ein gesetzliches Rauchverbot gibt. Im Fernsehen werden manchmal unzufriedene Raucher gezeigt, die Strafe zahlen mussten. Daher sagte ich den Schweden, dass Rauchen auf der Straße verboten sei. Buchstäblich eine Minute später ging ein Mädchen mit einer Zigarette vorbei. Die Schweden fragten noch einmal nach. Ich überließ ihnen die Wahl zu rauchen oder nicht. Doch ich warnte sie davor, dass, sollten sie auf einen Englisch sprechenden Milizionär stoßen, sie Strafe zahlen müssten. Einige Tage später erblickte ich in der Fanmeile einen Milizionär, der sich offensichtlich langweilte. Ich fragte ihn nach der „Flexibilität“ unserer Gesetze im Hinblick auf Ausländer. Der Uniformierte empfahl, den Fans nichts zu verbieten, weil sie unsere „Gäste“ seien. Am Abend zeigten sie im Fernsehen Fans, die in eine Blumenrabatte gepinkelt hatten und denen Milizionäre dann halfen, Bierkästen ins Zeltlager zu tragen. Die Aufforderung, „gastfreundlich“ zu sein, ist bei uns schon zum Gesetz geworden. „Alles ist erlaubt!“ VIKTORIA BILASCH
■ Die 23-Jährige ist Linguistikstudentin und EM-Volunteer