: Wenn Hunde mehr Mitleid als Menschen erregen
Spittelmarkt, Berlin-Mitte
Am alten Spittelmarkt stand einst das Quarantäne-Hospital von Berlin.
U-Bahn-Linie 2, gerade bin ich mit den Kindern an der Station Spittelmarkt noch in den letzten Waggon gehechtet. „This your dog?“, dringt da die Stimme einer jungen Frau in gebrochenem Englisch mit spanischem Akzent an mein müdes Ohr. Was, Hund, wo?, denke ich und erblicke zu meinen Füßen einen etwas verlaust aussehenden Pudel, jedenfalls sieht er aus, wie ich mir einen verlausten Pudel vorstelle. „Auf keinen Fall“, sage ich. „This dog lost!“, sagt die Frau ehrlich besorgt. Hm, ja, denke ich, da könnte sie recht haben. Das Tier steht tatsächlich ein bisschen lost im Mittelgang der Bahn, ein Besitzer ist auch nirgends zu entdecken. Die junge Frau und ein paar andere Fahrgäste beraten, was nun zu tun sei. Polizei anrufen? Das Tierheim? Am Alexanderplatz bugsieren sie das Tier fürsorglich aus der Bahn und diskutieren weiter.
Der Hund steigt aus, ein Straßenzeitungsverkäufer steigt ein. Er hat von der Kälte geschwollene Hände, seine Sprache verschwimmt. Dass er sich, außer über Geld, klar, auch über eine Banane oder einen Apfel freuen würde, versteht man trotzdem. Niemand kümmert sich um ihn. Anna Klöpper
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