brief des tages
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Wettlauf fürs Wachstum

„Europäisches Tor gegen chinesische ­Seidenstraße“, taz vom 2. 12. 21

300 Milliarden Euro will die EU in den Ausbau globaler Infrastruktur investieren, um dem chinesischen „Seidenstraßen“-Konzept „Global Gateway“ entgegenzusetzen. 300 Milliarden für den Ausbau von Straßen und Schienen und Häfen, immer im Wettlauf um Wachstum und neue Märkte, um noch mehr Konsumgüter in den letzten Winkel der Welt zu bewegen. Doch was hier günstig produziert und in alle Welt exportiert wird, zerstört dort Märkte und Arbeitsplätze. Während Schweinefleisch und Hühnerschenkel und viele andere Dinge aus unserer Überproduktion nach Süden streben, machen sich von dort die ihrer Existenz beraubten Kleinbauern und Perspektivlosen auf den Weg in eine vermeintlich heile Welt, wo sie mit etwas Glück als Tagelöhner die Dinge produzieren dürfen, die in ihrer Heimat konsumiert werden, möglicherweise bezahlt mit dem Geld, das sie ihren zurückgelassenen Familien zukommen lassen. Was ist das für eine Welt, die mit „Global Gateway“ erschaffen werden soll? Was könnte man mit 300 Milliarden noch alles tun? Corona besiegen und tausenden von Menschen eine Existenz sichern! Martin Schnauss, Berlin