wortwechsel
: Wieder mit Corona unterm Weihnachtsbaum

Härtere Coronamaßnahmen jetzt oder nach Weihnachen? Eigentlich reicht es auch mal mit Omikron & Co. Ist Skepsis im linken Gemüt verankert? Grüne Klimapolitik und Wachstum

Die Verwandschaft am Gabentisch Foto: Photoshot/picture alliance

Omikron

Expertenrat für Kontaktbeschränkung“, taz vom 19. 12. 21

Das Militär mischt jetzt Deutschland auf, ein Expertenrat wurde installiert und Omikron ist trotzdem schon in der Stadt. Die Zahl der ungeimpften Menschen nimmt ab, die Impfpflicht droht nicht nur, und Karl Lauterbach, der Talkshowminister, sieht schon die nächste, noch namenlose Welle am Horizont. Das Weihnachtsfest muss aber unter allen Umständen, wenn auch massiv eingeschränkt, gefeiert werden, denn Omikron hat versprochen, in der staden Zeit auch stade bleiben zu wollen. Und so schrieb ein Kind ans „Christkind“: „Steckt doch Corona in einen Sack!“ Dazu müsste man erst einen Sack haben, indem sich das Virus auch wohlfühlt. Frohes Fest und einen guten Rutsch in den nächsten Lockdown!

Klaus P. Jaworek, Büchenbach

Lockdown jetzt!

„Die Bekämpfung der Omikron-Variante“, taz vom 22. 12. 21

Die Beschlüsse der Ministerpräsidenten und der Bundesregierung zur Coronakrise sind wieder einmal völlig unzureichend. Eigentlich hatte ich mir von der Ampelkoalition mehr versprochen, doch Herr Scholz und Herr Lauterbach lavieren genauso wie die alte Bundesregierung. Ist man etwa schon wieder vor der FDP eingeknickt, die mit ihrem Gelaber von Freiheit, das nichts weiter als übertriebener Egoismus ist, nun die Richtlinien der Politik bestimmt? Wollte man mit der Einrichtung eines Expertenrats nicht eigentlich mehr auf die Wissenschaft und das RKI hören? Das Gegenteil ist nun wieder der Fall, und die Bürger sind verärgert und verunsichert. Was wir jetzt dringend brauchen, um Omikron einigermaßen in den Griff zu bekommen, ist ein harter Lockdown mit allen Konsequenzen, und das nicht erst nach Weihnachten!

Thomas Henschke, Berlin

Fehler wie 2020

„Entschieden unentschieden“,

taz vom 22. 12. 21

Es ist eine absurde Lage: Einerseits laufen auf allen Kanälen Meldungen wie in einem apokalyptischen Katastrophenfilm. Andererseits tummeln sich allabendlich die Be­su­che­r:in­nen in den Neuköllner Bars, als gäbe es keine Pandemie. Bis auf den letzten Platz gefüllt und meist ohne Lüftung wird dort gefeiert. Wer will das noch verstehen? Die Regierung macht unter anderer Führung ähnliche Fehler wie im letzten Jahr, was Kommunikation und Regeldurchsetzung vor dem Weihnachtsfest betrifft. Pablo Ziller, Berlin

Autarkie

„Mitnichten Panikmache“,

taz vom 20. 12. 21

Da sich Covid-19, Delta-, Omikron- und weitere Mutationen durch Fernreisen und Fernhandel verbreiten, erweist sich diese Pandemie als direkte Folge der Globalisierung. Kluge Politik zieht daraus die Konsequenz, kleine Räume gegen weitere Verseuchung zu schützen und zu befähigen, ohne Fernhandel sich selbst zu versorgen. Viele Haushalte stellen schon um auf Selbstversorgung aus dem Garten. Dem sollten jetzt Gemeinden folgen, indem sie Rasenflächen um Hochhäuser und Wohnungen des sozialen Wohnungsbaus umpflügen lassen, damit jeder Haushalt genug Fläche bekommt, um dort eigenes Gemüse anzubauen.

Thomas Rieckmann, Lüneburg

Digitalisierung

„Außer Kontrolle“, taz vom 17. 12. 21

2G+ ist nach allem, was aktuell über das Coronavirus bekannt ist, die Lösung für das, was momentan am besten die aktuelle Pandemie einzudämmen hilft oder sogar irgendwann komplett in den Griff zu kriegen. 4T+ hingegen, also Telegram, Twitter, Twitch, Tiktok für die Jüngeren und Facebook und alles, was dazugehört, hingegen sind das Problem. Plattformen, die ihren Sitz im teils sehr fernen Ausland haben und es Verschwörungserzählungen und somit auch Viren sehr leicht machen, sich immer schneller immer weiterzuverbreiten. Eine der vielen Baustellen, die Frau Merkel der Nachfolgeregierung unbearbeitet hinterlassen hat, muss nun endlich angegangen und in die richtigen Bahnen gelenkt werden.

Ulli Herzau, Berlin

Es gibt Wichtigeres

„Tausende bei Coronademos“,

taz vom 18. 12. 21

Ich mag und kann diese „Corona-Panik-Nachrichten“, die ständig auf mich eindonnern, einfach nicht mehr hören! Ich mache es ab sofort, wie unsere Altkanzlerin, also ganz „angielike“ und bleib daheim, lese und schlafe viel und vertrödle einfach die mir noch verbleibende Zeit in meiner näheren Umgebung, lausche meiner Lieblingsmusik und koche mir meine Lieblingsgerichte. Für mich stehen nunmehr wertvollere Dinge im Lebensmittelpunkt, als dass ich mich von früh bis bis spät in die Nacht hinein nur noch von diesen Pandemie-Hiobsboten quälen lassen möchte. Ab sofort sind mir diese Virusmutanten so was von egal, einfach nur noch wurst! Und wenn ich frische Luft zum Durchschnaufen brauche, dann geh ich in den nahen Wald und schreie mir ab und an auch meinen Frust aus dem Leib.

Ulrike Schwarz, Büchenbach

Klimaziel

„Verrat am eigenen Anspruch“,

taz vom 14. 12. 21

Hier haben doch wieder mal Beide recht: Robert Habeck mit Klimaziele rangieren vor Sektorenzielen und Carla Reemtsma mit ohne Verkehrswende kein 1,5-Grad-Pfad. Auch der immer höhere CO2-Preis ist nötig. Seit der Wahl hat er schon mal die 90-Euro-Marke gekratzt. Doch was ist, wenn in nächster Zeit, innerhalb der laufenden Legislatur, die fossilen Stromlieferanten sagen, das war's – das Modell macht keinen Sinn mehr. Voraussetzung für das Klimaziel ist der schnelle Kapazitätsaufbau und nichts weiter. Dann erst beginnt Transformation.

Klaus Warzecha, Wiesbaden

Politische Linke

„Linke, bleibt autoritätsskeptisch!“,

taz vom 12. 12. 21

Es stimmt nicht, dass die Linke immer jegliche staatliche Repression abgelehnt hat – eine konsequentere Verfolgung rechtsradikaler Umtriebe gehört von jeher zu linken, antifaschistischen Forderungskatalogen. Der harte Kern der Impfgegner gehört mehrheitlich zum AfD-Milieu, also genau demselben Milieu, aus dem Pegida und Anschläge auf Asylantenheime hervorgegangen sind. Die Linke soll nun dieses Milieu vor staatlicher Repression schützen?

Hans Baier, Frankfurt

Selbstverständnis

„Linke, bleibt autoritätsskeptisch!“,

taz vom 12. 12. 21

Die Diffamierung und Ausgrenzung eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung, der keineswegs nur aus Verschwörungsfuzzis, Querdenkern und Rechtsradikalen besteht, ist meiner Ansicht nach absolut überzogen, und selbst Impfbeführworter sollten langsam angesichts der wie selbstverständlich eingeführten Einschränkungen und Überwachungsmaßnahmen et cetera skeptisch werden. Zum linken Selbstverständnis hat für mich immer eine gewisse Skepsis gegenüber dem Staat gehört, insbesondere dann, wenn sich Entscheidungsträger als Lobbyisten entpuppt haben. Und eine gehörige Portion Misstrauen gegen Konzerne, die noch nie durch Philanthropie aufgefallen sind, gehört für mich ebenfalls dazu. Ich denke nicht, dass mich das zum Verschwörungstheoretiker macht. Menschen, die sich gegen eine Impfung entschieden haben, sind zuallererst Menschen, und als solche haben sie ein Recht auf eine eigene Meinung und auf Selbstbestimmung. Ich hoffe in Zukunft auf eine sachlichere Debatte, differenziertere Berichterstattung. Und wie einmal eingeschränkte Freiheiten zurückgeholt werden können. Ich befürchte, das könnte schwierig werden. Andreas Kroße, Jena