Jahresrückblick Literatur von: Katharina Granzin

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Katharina Granzin

Autorin der taz

Roman des Jahres

Christian Kracht: „Eurotrash“ (Kiepenheuer & Witsch). Ein Erzähler, der sich im kratzigen Nazipullover an seiner Familiengeschichte abarbeitet. Eine stinkreiche Mutter mit Kackbeutel. Abgründe zwischen Schweizer Bergen. Oh Boy …

Politisches Buch

Robin Wall Kimmerer: „Geflochtenes Süßgras“ (Aufbau). Die Erde ist ein Geschenk an alle Lebewesen: Die Ökologin, Botanikerin und Erzählerin Robin Wall Kimmerer schreibt über Pflanzen und Menschen wie niemand vor ihr.

Zum Verschenken

Julia Phillips: „Das Verschwinden der Erde“ (dtv). Im äußersten Osten Sibiriens spielt dieser Roman, in dem zwei kleine Mädchen verschwinden und sich um dieses Ereignis herum ein großes Geschichtenpanorama entfaltet.

Zum Angeben

Herta Müller: „Der Beamte sagte“ (Hanser). Poetisch verrätselt in Text und Bild: Collagierte Erzählung, die vom Fremdsein in Deutschland handelt. So schön, dass man jede Seite aufgeschlagen auf den Tisch legen möchte.

Auch schön

Tomer Gardi: „Eine runde Sache“ (Droschl). Ein Schäferhund beweist die Redundanz deutscher Vokale: halb hebräisch, halb in einem Deutsch geschrieben, das an Formenreichtum kaum zu übertreffen ist.