Finger weg vom Feuer!

Ernste Mahnung an einen jungen Kirchenkritiker

Junger Freund aus Kissing, wir müssen mal ein ernstes Wort miteinander reden: Kirchenkritik ist das eine, Kokeln das andere. So jedenfalls, lieber elfjähriger Genosse, geht es nicht! Wie die Deutsche Presse-Agentur am Montag berichtete, hast du im Beichtstuhl einer Kirche im bayerischen Kissing gezündelt. Wir können deinen Ärger über und deine Abneigung gegen die katholische Kirche gut verstehen. Ihr jahrhundertealtes Instrument zur Herrschaftssicherung verabscheuen wir genauso wie du. Auch wir sehen im Beichten eine institutionalisierte Form der Denunziation, mit deren Hilfe die Kirche ihre fragwürdige und sexualfeindliche Moral durchzusetzen versucht. Dennoch, lieber Jungrebell: Wer übers Ziel hinausschießt, wird nie etwas erreichen. Deshalb war es ein Fehler, in der Pfarrkirche St. Bernhard am Samstag Stühle und Papier anzukokeln sowie Brand- und Rußflecken zu verursachen, wie die Polizei mitteilte, die den Schaden auf 1.000 Euro schätzt. Kritik muss sich durchs Wort äußern, ein Bildersturm nützt niemandem. Lieber feuriger Freund, nimm dir deine eigene Tat zu Herzen, bilde dich fort, schärfe deinen Geist und finde künftig die passenden Vokabeln, die du den Pfaffen im Beichtstuhl entgegenschleudern kannst. Aber Finger weg vom Feuer!