wortwechsel: Klimapolitik und Atomwaffen
Die Ampel und die Nato, was wurde aus „Frieden schaffen ohne Waffen“? Die Stiko hat klare Empfehlung für Kinder, Berichterstattung über Pandemie in Sachsen ist unfair
Alternativen
„Share a nuke!“, taz vom 15. 12. 21
In Ihrem Kommentar fasst Charlotte Wiedemann zusammen und drückt all das aus, was mich bewegt und spricht mir aus der Seele, vielen Dank! Wo sind die Ansätze geblieben vom Frieden schaffen ohne Waffen, warum werden keine Alternativen zu Kriegsdrohungen, zur Nato gesucht, mühsam geschaffene Zivilstrukturen nicht (mehr) bedacht wie zum Beispiel die OSZE? Und das alles funktioniert unter dem Mantel „Klima“. Außer Anders, Jungk und Böll bekämen wahrscheinlich Joseph Beuys mit Petra Kelly kaltes Grausen, das mit noch so viel Filz nicht zu erwärmen wäre. Hans-Jürgen Götz, Radolfzell
Weg mit Atomwaffen
„Share a nuke!“, taz vom 15. 12. 21
Vor 30 Jahren hätte man die Grünen noch eine „Umfall-Partei“ genannt: Wumms! Das wäre klar gewesen. Heute schleimkriechen sie sich in eine scheinbar mögliche „Zukunftspolitik“, versuchen vor sich selbst (?) und den Wähler/innen Unvereinbares sprachlich zusammenzukleistern. Um klar zu sein: Ich bin keine Gegnerin der Ampel. Aber gerade von den Grünen erwarte ich, dass sie nicht versuchen, die Wähler/innen für dumm zu verkaufen. Wir brauchen Klarheit – und wir wollen mitreden – und wir wollen angehört werden. Und: Die Atomwaffen müssen verschwinden. Lies Welker, Mainz
Schonfrist
„Share a nuke!“, taz vom 15. 12. 21
Auch diese neue Regierung kann nicht in wenigen Tagen die dringend nötigen neuen Gesetze und Spielregeln auf den Weg bringen. Fairness räumt auch ihr eine Schonfrist ein. Kursänderungen müssen geplant und dann klug und geschickt auf den Weg gebracht werden. Das ist die Binse. Aber wer so vollmundig von „Fortschritt wagen“ redet, muss aufpassen, in welche Richtung die neuen Schritte zielen. Die Autorin deckt die Löcher auf, in die diese Ampel fallen wird, wenn sie so weiterfährt, wie erste Meter zeigen. Wählerinnen und Wähler wundern sich, und hoffen auf baldige Korrekturen. Mit neuen Tornados für alte Atombomben, mit neuen Zäunen und Mauern gegen Hilfsbedürftige möchten wir nicht den Fortschritt wagen.
Ursula und Gerhard Vöhringer, Tübingen
Impfentscheidung
„Ihr Kinderlein, rettet uns!“,
taz vom 14. 12. 21
Die Stiko gibt eine klare Empfehlung zur Impfung von Kindern, nämlich die, dass sich angesichts der vorliegenden Daten vorerst nur Kinder mit Vorerkrankungen beziehungsweise mit Kontakt zu Risikogruppen impfen lassen sollten. Eine weitergehende Empfehlung kann sie angesichts der bislang dünnen Datenlage nicht geben. Sie gibt also eine Empfehlung ab, die wissenschaftlich fundiert und begründet ist. Ist das denn nicht genau das, was wir Bürger:innen auch wollen? Eine Meinung haben kann jeder, medizinisch-wissenschaftliche Daten auswerten jedoch nicht. Wenn der Autor also von einer „notorisch zurückhaltende[n] Stiko“ schreibt oder mögliche Entscheidungen der Stiko vorwegnimmt, die fällig wären, falls sich herausstellen sollte, dass Omikron für Kinder einen kritischen Krankheitsverlauf begünstigen würde, trägt er nur selbst dazu bei, Eltern – und andere – bei ihrer Impfentscheidung zu verunsichern.
Christina Rempe, Berlin
Nutzen und Risiko
„Ihr Kinderlein, rettet uns!“,
taz vom 14. 12. 21
Es wäre ein großes Weihnachtsgeschenk an die kommenden Generationen, wenn „wenigstens“ bei unserem Nachwuchs eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung vor den Corona-Impfungen vorgenommen würde. Und wenn, zumal für jüngere und ältere Menschen, die die Gründe für soziale Spannungen noch nicht oder nicht mehr erfassen können, psychosoziologisch verständigere Konfliktlösungen zur Verfügung gestellt werden würden. Innere wie äußere Unterdrucksetzungen und Ausgrenzungen wirken insbesondere bei Kindern lange nach, nicht selten als lebenslange Belastungsstörungen.
Matthias Bartsch, Lichtenau
Kinderrechte
„Aufstand der Anstehenden“,
taz vom 14. 12. 21
Eure Titelseite vom 15. 12. 2021 hat mich wirklich geärgert: Der Andrang der Impfwilligen wird dort als politischer Akt geadelt und gegen diejenigen gestellt, die gegen „die angeblich harten Coronamaßnahmen“ protestieren. Nicht die Kritik an Querdenkerdemos und Coronaleugnung hat mich dabei geärgert, was mich so gestört hat, war dieses wohlfeile „angeblich“. Eine Kollegin von mir arbeitet in einer Schutzeinrichtung für Mädchen, die aus ihren Elternhäusern geflüchtet sind. Junge Menschen, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Ist eines der Mädchen positiv getestet, müssen alle anderen als Kontaktpersonen ebenfalls in ihren Zimmern bleiben. Die Pädagoginnen dürfen die Zimmer nur in Schutzanzügen betreten. Dies ist eine faktisch harte Coronamaßnahme, denn sie missachtet das Grundbedürfnis Heranwachsender nach Kontakt und nach Nähe. Infektionsschutz ist wichtig. Aber die Maßnahmen müssen gegen so etwas Schützenswertes wie Kinderrechte abgewogen werden. Auch das gehört zu einer Solidargemeinschaft. Ulrike von Wölfel, Dresden
Gemütslage
„Kalter Bürgerkrieg“, taz vom 13. 12. 21
Ganz herzlichen Dank für diesen hervorragenden Artikel von Michael Bartsch. Neben den sehr kenntnisreichen Situationsbeschreibungen aus Sachsen sind auch die historischen Herleitungen des „sächsischen Gemüts“ sehr treffend. Was mich besonders angesprochen hat, ist die klare und vor allem unaufgeregte Beschreibung der Lage, mit der sich der Autor wohltuend vom derzeitigen (Nicht-)Diskurs in Sachsen abhebt. Nur die Frage bleibt: Wer soll den Laden noch zusammenhalten? Clemens Metzmacher, Dresden
Geschichtliche Realität
„Kalter Bürgerkrieg“, taz vom 13. 12. 21,
Im Artikel wird die aktuelle Lage im Freistaat Sachsen so weit richtig beschrieben. Der folgende Absatz geht jedoch völlig an der geschichtlichen Realität vorbei: „Politikwissenschaftler Hans Vorländer von der Technischen Universität Dresden sprach einmal von einem beleidigten Grundgestus der Sachsen – dem trotzigen Gefühl, immer zu kurz zu kommen, vom Einigeln. Man kann dieses Gefühl aus den Traumata der militärischen Niederlagen im 18. und 19. Jahrhundert herleiten. Das daraus resultierende Bedürfnis nach Anerkennung ist bis heute ebenso spürbar wie eine latente Aggressivität.“ Ich verweise der Einfachheit halber auf eine Sekundärquelle, den Wikipedia-Eintrag Geschichte Sachsen. „Sachsen im Deutschen Kaiserreich: Sachsen profitierte nach 1871 besonders von dem allgemeinen Aufschwung in Deutschland“. Tatsächlich wurden die geschichtlichen Fakten so hingebogen, dass eine nicht existierende direkte geschichtliche Linie zu den heutigen Ereignissen gezogen werden kann. Das ist der taz doch nicht würdig?
Curt Tröger, Leipzig
Faire Berichterstattung
„Kalter Bürgerkrieg“, taz vom 13. 12. 21
Auch als jemand, der eine ganz eigene Meinung über Sachsen hat, der kein Sachse oder Ostdeutscher ist, der sich hat impfen lassen und regelmäßig eine FFP2-Maske trägt, fühle ich mich in meinem Gefühl als Deutscher, der, genau wie jeder Sachse ein Recht auf neutrale und faire Berichterstattung hat, beleidigt und ich mag mir nicht vorstellen, wie sich mehrere Millionen Deutsche fühlen mögen, wenn sie diesen Artikel lesen, auch wenn sie vielleicht nur in dem Bundesland wohnen, ohne dem rechten Block anzugehören.
Marvin Thevissen, Oldenburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen