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Seltsames Gewächs

Dubioser Kandidat gewinnt Arzneipflanzenwahl

In der wichtigsten Wahl dieser Woche ist der Mönchspfeffer zur Arzneipflanze des Jahres 2022 gewählt worden. Sechzehn Jahre hatte das wichtige Amt irgendein Mauerblümchen aus dem Osten inne, doch gestern stieg weißer Rauch aus dem Pflanzenkunde-Konklave der Universität Würzburg. Beachtliches, ja Bestürzendes war über das fromme Gewächs zu erfahren. „Er steht seit der Antike für Keuschheit und soll den ‚Drang zum Beischlaf‘ mäßigen“, begeisterten sich die krautigen Katecheten von epd und erklärten: „Mönchspfeffer ist im Volksmund auch bekannt unter Pfefferstrauch, Keuschbaum, Keuschlamm, Liebfrauenbettstroh, Abrahamstrauch, Athenbaum oder Tanis.“ Ferner heilt der in West- wie Ostkirche weit verbreitete Enthaltsamkeitsenzian neben den Lendenfreuden auch Schisma, Exegese und dogmatischen Ausfluss. Wer Wert darauf legt, als Sexualklausner im Stift der dauerhaften Unbeflecktheit zu landen, kann sich das Kraut gern reinpfeifen, alle anderen sollten Gerichte wie „Lammhaxe Gottes im Liebfrauenbettstroh“ oder „Pfefferrahmschnitzel à la Moine“ meiden. Frauen mit Zyklusstörungen würde das prolaktinsenkende Gewächs wirklich helfen, aber die sind wegen theologischer Nickeligkeit seit dem Konzil von Nicäa vom Konsum ausgeschlossen.

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