brief des tages:
Für Rolf, Reiner und Rudolf
betr.: Leserbriefe von Männern zum Thema Gendern in der Sprache George Orwell veröffentlichte schon 1948 seine Dystopie mit dem Titel „1984“.
In ebendiesem Jahr 1984 brachte Luise Pusch mit einem schmalen Band die Welt ins Wanken. Ihr Buch hieß: „Das Deutsche als Männersprache“. Es war ihr nämlich aufgefallen, dass in ihrem Pass stand: „Der Inhaber dieses Passes ist Deutscher“.
Luise Pusch schrieb: „Ich bin aber kein Deutscher. Hätte ich je in einem Deutschaufsatz geschrieben, ich sei ‚Deutscher‘, so wäre mir das Maskulinum als Fehler angestrichen worden.“
Daran ist aus heutiger Sicht verwunderlich, dass wir anderen Frauen das überall präsente und ständig auftretende Maskulinum nicht ebenfalls als Ausschlusskriterium für unser Da-und-Frau-Sein bemerkten.
In der jetzt gängigen Sprachregelung kommen die Männer ja immerhin noch vor. Worüber also ärgern sie sich denn dann so schrecklich?
Ob mir einer der taz Leser diese Frage so beantworten kann, dass ich hinterher klüger bin? Ich will es an Einfühlung in die zarte männliche Seele gewiss nicht fehlen lassen. Versprochen! Ursel Grotz
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