Evangelische Kirche in Deutschland: Annette Kurschus neue EKD-Chefin

Die westfälische Präses Annette Kurschus ist nach Margot Käßmann erst die zweite Frau in diesem Amt. Sie löst den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ab.

Annette Kurschus

Annette Kurschus, neu gewählte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Foto: Sina Schuldt/dpa

BREMEN dpa | Die westfälische Präses Annette Kurschus ist zur neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden. Bei der Synode in Bremen kam sie am Mittwoch gleich im ersten Wahlgang auf die notwendige Zweidrittelmehrheit, wie die Synode mitteilte. Von 140 abgegebenen Stimmen erhielt sie 126 Jastimmen, es gab vier Neinstimmen und zehn Enthaltungen.

Als wichtigste Stimme im deutschen Protestantismus folgt Kurschus auf den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Im EKD-Ratsvorsitz ist sie erst die zweite Frau nach Margot Käßmann (2009-2010). Kurschus (58) ist seit März 2012 Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. 2019 wurde sie für weitere acht Jahre im Amt bestätigt. Seit 2015 war sie bereits stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD.

„Die Erwartungen an Kirche sind immer noch und immer neu groß“, sagte Kurschus nach der Wahl. Das zeige sich selbst in mancher Kritik. Kirche solle Hoffnung geben. „Wir haben einen großen und kostbaren Auftrag in der Welt.“ Kirche habe „einen Ton in das Leben einzutragen, den sonst niemand einträgt.“

Bundesweit bekannt wurde Kurschus durch die Trauerfeier im Kölner Dom für die Hinterbliebenen des Germanwings-Absturzes 2015 in Frankreich. Bei der Flugzeugkatastrophe waren 150 Menschen ums Leben gekommen, darunter 16 Schüler und Lehrer einer Schule aus Haltern am See. Kurschus beeindruckte in ihrer Predigt als einfühlsame Seelsorgerin.

Hamburger Bischöfin Fehrs als Stellvertreterin nominiert

Die Pfarrerstochter wurde 1963 in Rotenburg an der Fulda (Hessen) geboren. Sie studierte Theologie in Bonn, Marburg, Münster und Wuppertal und arbeitete als Pastorin. Von 2005 bis 2012 war Kurschus, die ledig ist und keine Kinder hat, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Siegen.

„Ich setze auf die Kraft geistlich-theologischer Akzente“, sagte Kurschus bei ihrer Bewerbung für den EKD-Rat. Zugleich hat sich die Theologin stets auch politisch positioniert. Für Geistliche mit AfD-Positionen sieht sie in ihrer Landeskirche keinen Platz. Sie hat sich für eine menschenfreundliche Migrationspolitik und Seenotrettung im Mittelmeer ausgesprochen, für vielfältige Gemeinden und für eine klimaneutrale Kirche.

Für den stellvertretenden Vorsitz wurde die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs nominiert. Bei den viertägigen Beratungen der EKD-Synode spielte die stockende Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im kirchlichen Raum eine große Rolle. Das Kirchenparlament sagte Änderungen am Dienstrecht zu, um die Opfer gegenüber den Tätern zu stärken.

Der EKD gehören 20 lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen an, die 20,2 Millionen Mitglieder in 13 200 Kirchengemeinden zählen. An den Wahlen zum Rat der EKD und zum Vorsitz nahmen die 128 Mitglieder der EKD-Synode und die Kirchenkonferenz teil. Die Kirchenkonferenz versammelt die leitenden Theologen oder Theologinnen und die Verwaltungschefs der 20 Gliedkirchen.

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