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Wenn der Klassenkampf ohne Klasse auskommt

Berlin-­Kreuzberg153.135 Einwohner.

Ein traditionelles Pflaster für Demonstra­tionen. Der Heinrichplatz wird übrigens bald Rio-Reiser-Platz heißen.

Klassischer Dienstagabend am Heinrichplatz in Kreuzberg: Blaulicht, Transparente und ein Kleinlaster, von dem über Lautsprecher kommunistische Parolen ausgegeben werden. Heute streiken hier die Gorillas-FahrerInnen gegen die desaströsen Arbeitsbedingungen des Start-up-Unternehmens – und um, nebenbei, auch den internationalen Klassenkampf auszurufen.

Einer der Fahrer erklärt mir etwas abseits der Menge in perfektem Englisch, er sei ja kein großer Fan von Trotzkisten: „Oh … I’m sorry, do you identify as a Trotzki?“ Der „Rider“ scheint ehrlich besorgt. Nö, tu ich nicht. Er ist beruhigt und erklärt sich trotzdem: „It’s just that they have such a limited vision of class …“

Ach so. Ja, das hat mich schon auch immer an den Trotzkisten gestört: dieses seltsame Klassendenken, in dem es so eine eng gefasste ArbeiterInnenklasse gibt, zu der wirklich nur ArbeiterInnen gehören. Nur ArbeiterInnen, die mehr oder weniger ihr ganzes Leben arbeiten. Und auch nur solche, die in schlecht bezahlten, unqualifizierten Jobs ihr ganzes Leben arbeiten. So ein Quatsch! Wenn das die ArbeiterInnenklasse ist, dann sind von denen ja überhaupt gar keine hier … Hanno Rehlinger

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