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Archiv-Artikel

Ehrenamtlich veruntreut

Der Jugendarbeit des FC St. Pauli fehlen 39.800 Euro. Der Kassenwart der Fördermitglieder hat sie auch nicht mehr

Selten passte die Mitgliederwerbung der Abteilung Fördernder Mitglieder (AFM) des FC St. Pauli besser als heute. „Jetzt dreht die AFM völlig durch“, so lautet der Slogan. Und ja, durchdrehen tun sie bei der AFM wirklich. 39.800 Euro wurden aus der Abteilungskasse veruntreut – vom Kassenwart höchstpersönlich.

Da die Fans und Mitglieder des FC St. Pauli ja seit längerem mit schlechten Nachrichten ihr Fan-Dasein legitimieren, müsste man eigentlich einen Mitgliederzuwachs erwarten. So antizyklisch geht es bei den Braun-Weißen seit Jahren zu. Dennoch sorgt sich Abteilungsleiter Andreas Kahrs nach dieser Nachricht um einen Mitgliederrückgang bei der mit 3000 Mitgliedern stärksten Organisation des FC St. Pauli.

Gegründet, um die Jugendarbeit zu unterstützen und interessierten Fans eine Basis zu bieten, geht es der Abteilung, anders als dem Gesamtverein, finanziell gut. Da fiel zunächst nicht auf, dass Kassenwart W.H. zwar die Bücher sauberst führte, aber nach und nach in die Kasse griff. „Wenn ich jetzt in die Bücher gucke, ist alles ordentlich verbucht. Nur das Geld fehlt“, sagt Andreas Kahrs. W.H., selbstständiger Finanzberater von Beruf, kam wegen schlechter Auftragslage in Schwierigkeiten. „Ich wollte den Betrag von den höheren Einnahmen, die ich erwartete, zurückgeben“, sagt er. Aber das sei ihm nicht möglich gewesen, „weil ich nicht mehr, sondern weniger Einkünfte hatte“. Mittlerweile hat W.H., sonst durch für sein stets korrektes Auftreten bekannt, ein notarielles Schuldanerkenntnis über 39.800 Euro abgegeben. Sein Amt als Kassenwart auch. „Mir tut es schrecklich leid, das Vertrauen der Abteilungsleitung und der Mitglieder missbraucht zu haben“, so W.H.. „Ich habe es nicht verdient, dieser Familie noch anzugehören.“

Die Abteilungsleitung hofft nun, dass sich dies nicht auch jene Mitglieder denken, deren Geld veruntreut wurde. Denn außerdem warten sie noch auf das Geld, das sich der Hauptverein von der AFM geliehen hat, um anderen Verbindlichkeiten nachzukommen. „Als Abteilung sind wir zur Zeit nicht zahlungsunfähig, aber wir bestehen darauf, unser Geld vom Hauptverein zurückzubekommen.“ Zwei Griffe in die Kasse sind auch für die AFM zuviel. Oke Göttlich