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Wenn man was mit gutem Gewissen ausbuddelt

Taucha,

15.700 Einwohner.

Die Kleinstadt direkt an der Grenze zu Leipzig erreicht man von dort mit der Straßenbahn vom Hauptbahnhof in einer halben Stunde. Bis zum Acker geht es mit dem Rad dann in 15 Minuten.

Unter einem strahlend blauen Himmel an einem kalten Oktobersamstag hocken in Taucha ungefähr 30 Menschen im Feld und sortieren Mohrrüben, die sie kurz zuvor aus der Erde gezogen haben. Die erste Wahl kommt in Säcke und wird eingelagert, die zweite hat an einigen Stellen schon Möhrenfäule und kommt in Kisten, die in den nächsten Wochen verteilt werden.

Solidarische Landwirtschaft ist bio, regional und manchmal eben auch faulig. Aber das kann man wegschneiden. Außerdem muss man selber ran, mindestens drei Mal pro Saison. Heute hat der Leipziger Westen großen Erntetag, packt die Kinder ein und kommt zahlreich. Der Osten der Stadt dagegen ist so erntefaul, dass es vor zwei Wochen statt Gemüse eine strenge Mail gab, denn Sellerie und Co drohten auf dem Acker zu erfrieren.

Im Beet gegenüber buddelt ein junger Student, er hat kein Kind dabei, dafür einen Mitbewohner. Die beiden wohnen im Osten. „Auch wegen der Mail hier?“ – „Ja“. Schweigend graben wir weiter in der kalten Erde. Solidarische Landwirtschaft funktioniert halt nicht nur wegen dem guten Gewissen, sondern auch wegen dem schlechten. Teresa Wolny

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