das portrait
: Der Gladbacher Stürmer Breel Embolo hat den FC Bayern gedemütigt

Foto: Martin Meissner/ap

Als Breel Embolo nach den minutenlangen Hüpfeinlagen mit seinen Teamkollegen vor der Nordkurve auf den Rasen zurückkehrte, zeigte er erst einmal sein breitestes Grinsen. Unter all den furios aufspielenden Borussen ragte der Schweizer Nationalstürmer bei der Gladbacher Pokalgala gegen die Bayern besonders heraus. Den ersten Treffer bei der historischen Demütigung des FC Bayern bereitete er direkt vor, den zweiten indirekt. Vor Ramy Bensebainis aufreizend lässig verwandeltem 3:0-Elfer gegen Manuel Neuer war er von Lucas Hernández – wenn auch recht dezent – gefoult worden. Und die Treffer vier und fünf erzielte er nach der Pause dann selbst.

„Breel war großartig“, schwärmte Sportdirektor Max Eberl. „Ein unglaubliches Spiel von Breel“, schloss sich Trainer Adi Hütter an. Während der Hochgelobte selbst, nachdem er sein breites Grinsen bis vor die Fernsehkameras getragen hatte, erstaunlich abgeklärt über die Gladbacher 5:0-Sause sprach. Embolo führte die taktisch gute Mannschaftsleistung an, beklagte nochmals reumütig die fehlende Effi­zienz des Fohlenensembles in den letzten beiden Ligaspielen – und steuerte dann auf die zentrale Botschaft des Abends zu. „Wir wussten, dass wir gegen die Bayern die Räume im Rücken haben“, erklärte der bullige Angreifer, der im Sommer 2019 für zehn Millionen Euro vom FC Schalke an den Niederrhein gewechselt war. Diese Freiheiten, die ein hoch verteidigender Gegner wie Bayern am Mittwochabend in ungeahntem Ausmaß ermöglichte, kommen dem Gladbacher Spiel entgegen. Und Embolos Interpretation seiner Offensivrolle ganz besonders.

Das wurde schon Anfang des Monats beim 3:1 des Rautenklubs in Wolfsburg deutlich. „Er hat die Schnelligkeit und die Übersicht. Das sind Tugenden, die unangenehm für eine Verteidigung sind – und heute hat er sie alle auf den Platz gebracht“, lobte Nationalspieler Jonas Hofmann damals das fantastische Spiel von Embolo – das der 24-Jährige beim fußballerischen Festessen gegen den Rekordpokalsieger nun nochmal steigerte. „Bayern steht sehr hoch, teilweise im Eins-gegen-Eins. Da ist Breel mit seiner Wucht, mit seinem Körper eine absolute Granate“, erklärte Bank-Chef Hütter. In diesem Frühjahr, als über Embolo primär noch wegen dessen Party-Affäre inmitten der Corona­pandemie diskutiert wurde, stand der 51-jährige Österreicher noch in Frankfurt unter Vertrag. Im Borussia-Park führte er seine Gedanken über Borussias Sturmgewalt nun noch etwas weiter aus und sagte: „Aber Breel ist ein Spieler, der jeder Mannschaft wehtun kann.“

Das nächste Opfer des 50-maligen Schweizer Nationalspielers, der in der kamerunischen Hauptstadt Yaoundé zur Welt kam, könnte am Sonntag Aufsteiger Bochum werden. Mit der eher defensiven Spielweise, die vom VfL zu erwarten ist, hatten die Gladbacher in dieser Saison allerdings bislang große Probleme. „Wir müssen ein bisschen anders spielen, um auch so einen Gegner zu knacken“, ahnt Hütter – und fordert, nicht zuletzt an die Adresse von Breel Embolo: „Da müssen wir die richtigen Lösungen finden.“ Andreas Morbach