berliner szenen: Hallo Partner – danke schön
Ich war direkt nach dem Aufstehen erst zu Getränke Hoffmann, dann zu Netto in der Gitschiner gefahren, weil Kaffee, Milch und Bier alle gewesen waren.
Zum Frühstück hatte es Toastbrot und ein Gesundheitsgetränk aus ACE-Frühstückssaft, Banane, Blaubeeren und Haferflocken gegeben; ich hatte die aktuelle Presse zur Kenntnis genommen und drei Superblitzschachspiele gespielt, während Knut Elstermann im Hintergrund einen Film gelobt hatte. Mich hatte irritiert, dass Elstermann immer spricht wie gedruckt, weil ich selbst immer so lange brauche, um irgendwas zu formulieren.
Später hatte K. gesagt, dass sie den Moderator gut findet, weil er so viele Filme kennt. Außerdem sei sie Ökostalinistin. Einmal hatte sie sogar ein Auto angespuckt, weil es sich unmöglich verhalten hatte. Der Fahrer hatte sie später sexistisch beschimpft und sie hatte dagegengehalten. Ich hatte gesagt, dass mich Autos selten aggressiv machen, und von Situationen gelingender Kommunikation erzählt. Wo das Auto sozusagen lächelt, wenn man ihm den Vortritt lässt. Oder umgekehrt. „Hallo Partner – danke schön“ hatte eine aufkleberunterstützte westdeutsche Kampagne in den 70er Jahren geheißen, die sich für ein besseres Miteinander zwischen den Verkehrsgattungen einsetzte. Im „Steppenwolf“ von Hesse und einem Film von Godard wird dagegen von kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Autos und Fußgängern berichtet.
Sie sagte, vielleicht hast du ja ein Stockholmsyndrom. Ich fragte, wie sie ihre Milchtetrapaks entsorgt. Deckel abschrauben, zusammenfalten, das eine in den Plastikmüll, das andere auch. Ich schneide mit einer Schere aus meiner Kindheit auch die Fassung des Plastikdeckels weg. Dann war mir eingefallen, dass ich immer vergessen hatte, die Tetrapaks ordnungsgemäß zusammenzufalten.
Detlef Kuhlbrodt
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