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Wenn eine Koalition in Aussicht gestellt wird

Berlin-­Wedding, 85.000 Einwohner. Das Kurt-­Schumacher-Haus dort ist Sitz des SPD-Landesverbands. Der verhalten schicke Bau, ein Beispiel der Nachkriegs­moderne, war viele Jahre Arbeitsstätte von Willy Brandt.

Es war ein fast perfekter Auftritt. Am Donnerstag tritt SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin vor die Presse und verkündet, sie plane mit Grünen und Linken in Koalitionsverhandlungen zu treten, also mit der Fortsetzung der bestehenden Koalition als Ziel.

Für Giffey, die während des Wahlkampfs konsequent mit der CDU und FDP liebäugelte, war das offensichtlich ein Moment der Niederlage. Doch die Vollblutpolitikerin meisterte es souverän, sich dennoch als Siegerin zu verkaufen. Ein „Weiter so!“ dürfe es nicht geben, sagt sie und spricht von Papieren mit sozialdemokratischer Handschrift und beweglichen Partner:innen. Im entscheidenden Moment aber, als sie das letzte „Rot“ von „Rot-Grün-Rot“ ausspricht, bricht Giffeys Stimme für den Bruchteil einer Sekunde leicht. Kurz wirkt sie unsicher, schaut, wie die Jour­na­lis­t:in­nen das Gesagte aufnehmen. Doch die sind vom zweiten Rot nicht überrascht, sie hatten die Info schon im Vorfeld gesteckt bekommen. Gleich darauf hat sich Giffey wieder gefangen.

Übrigens: Schräg gegenüber des Kurt-Schumacher-Hauses im traditionell roten sowie armen Wedding, wo Giffey spricht, ist das örtliche Jobcenter einquartiert. Timm Kühn

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