Jährliche Rituale

Haruki Murakami wartet weiter auf Nobelpreis

Shelfieohneregal: ap

Am Donnerstag um 13 Uhr MESZ war es mal wieder soweit: Die Pforten der Wahrnehmung öffneten sich, heraus trat ein ältlicher Sekretär und verkündete umnebelt von weißem, allerdings unsichtbarem Rauch den Namen des nächsten Papstes: Und wieder lautet er nicht Haruki Murakami, sondern irgendwie anders. Der fesche Japaner, der flinker schreibt als sein Schatten, wartet somit bereits seit über 55 Jahren, zwei Monaten und 110 Minuten – länger jedenfalls als England oder der 1. FC Köln auf den Titel. Murakami oder „Schriftzeichen“, wie er in seiner Sprache heißt, hat sich im Laufe der elendig langen Jahre des Wartens einige zwanghafte Waschrituale angeeignet, um nach den Worten des schwedischen Akademiesekretärs wieder zu innerer Ruhe und Frieden zu finden, schließlich ist ja am Freitag gleich noch mal Nobelpreis, und den für Frieden nimmt Murakami im Zweifel auch. Hauptsache, der Yen rollt! Und so rollt auch Murakami, das Schriftzeichen, noch einmal in einem Tintenbad, bis es wieder heißt, ein weiteres Jahr zu warten.