: Kitesurfer vor Naturschutz
Niedersachsen will mehr Flächen für Wassersport im Wattenmeer
Kitesurfen ist eine rasante und rasant wachsende Sportart – und wird 2024 sogar olympisch. In der Nordsee sollen Kitesurfer nun mehr Platz bekommen. Statt wie bislang 18 soll es im streng geschützten Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer künftig 29 Bereiche für diesen Sport geben, die Gesamtfläche verdoppelt sich auf mehr als 3.000 Hektar. Im Gegenzug wird das Kitesurfen zu bestimmten Jahres-, Tages- und Tidezeiten etwas eingeschränkt. Das sieht eine am Donnerstag bekanntgemachte Vereinbarung zwischen dem Landesumweltministerium, Wassersportverbänden und der Nationalparkverwaltung vor.
Aus Sicht von Umweltminister Olaf Lies (SPD) handelt es sich um einen gelungenen Kompromiss zwischen Naturschutz, Freizeit- und wirtschaftlichen Interessen. Das Kitesurfen werde erleichtert, der Tourismus damit unterstützt, ohne den Umwelt- und Vogelschutz zu gefährden.
Doch das ist fraglich. Umweltverbände wie der Nabu warnen vor einer Scheuchwirkung, die von Kitesurfern auf Vögel und auch Seehunde ausgehe und die Tiere in die Flucht treibe. Besonders die Drachen in der Luft wirkten auf viele Vögel wie Angriffe von Raub- oder Greifvögeln. Solide wissenschaftliche Studien über die Auswirkungen des Kitesurfens auf die Fauna im Wattenmeer fehlen zwar bisher, unstrittig ist aber: Das mehrfach geschützte Wattenmeer hat eine große Bedeutung für den Erhalt der biologischen Vielfalt, und nahezu jede menschliche Aktivität ist ein Störfaktor.
Eine Neuregelung wird nötig, weil die bisherige Landesverordnung zu Kitesportzonen im Wattenmeer vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg gekippt wurde. Dem Gericht zufolge darf darüber nur der Bund als zuständiger Gesetzgeber entscheiden. Der Kompromiss aus Niedersachsen soll deshalb Eingang in die neue Befahrensverordnung finden, die das Bundesverkehrsministerium aktuell ausarbeitet. Der Entwurf geht nun in die Verbandsbeteiligung. Reimar Paul
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