DAS MASSAKER VON SREBRENICA – CHRONIK EINES VÖLKERMORDS

16. April 1993: Der UN-Sicherheitsrat verabschiedet eine Resolution, wonach Srebrenica und seine Umgebung als Schutzzone betrachtet werden. Das Gebiet ist eine muslimische Enklave auf dem Gebiet der serbischen Republika Srpska in Ostbosnien. Insgesamt leben hier 37.000 Menschen, ein Viertel davon sind Serben, der Rest muslimische Bosniaken. Ein Jahr zuvor hatten serbische Paramilitärs die Stadt bereits für einige Tage eingenommen. Am 18. April kommen die ersten UN-Profor-Soldaten an. 6. Juli 1995: Der Angriff der serbischen Truppen beginnt. Der Kommandant der niederländischen UN-Truppen, Oberst Tom Karremans, wendet sich mit der Forderung nach Luftunterstützung an den UN-Generalstab in Sarajevo.

9. Juli 1995: Serbische Truppen rücken auf die Stadt vor.

10. Juli 1995: Die Serben beschießen die Stadt verstärkt mit Granaten. Die Einwohner fliehen zur UN-Basis im Vorort Potocari.

11. Juli 1995: Nato-Flugzeuge überfliegen gegen 6 Uhr Srebrenica, müssen aber wieder nach Italien abdrehen, weil der Angriffsbefehl des UN-Kommandanten, des französischen Generals Bernard Janvier, ausbleibt. Mittags zieht General Ratko Mladić, Oberbefehlshaber der bosnisch-serbischen Truppen, mit anderen Armeeführern in Srebrenica ein. Die Stadt ist erobert. Am Abend versucht eine Kolonne ins 70 Kilometer entfernte Tuzla durchzubrennen.

12. Juli 1995: Die Bosniaken werden separiert und Busse organisiert, um sie aus der Stadt zu bringen. Frauen, Kinder und Alte werden von den Männern getrennt abtransportiert. Es kommt zu Vergewaltigungen. Serbische Truppen bringen sich in Stellung, um die Flüchtlingskolonne abzufangen und aufzureiben.

13. Juli: Der Abtransport der Bosniaken ist abgeschlossen. Der Massenmord beginnt – zum Teil unter den Augen der UN-Soldaten. Bis zum 20. Juli werden immer wieder Flüchtlingsgruppen aufgebracht und getötet.

21. November: Vertrag von Dayton. Bosnien und Herzegowina werden dadurch zu einem föderativen Staat mit zwei Entitäten. Daneben sieht der Vertrag die Beendigung des serbisch-kroatischen Konflikts vor.

16. April 2002: Aufgrund der Ergebnisse einer Untersuchung zum Verhalten der UN-Soldaten tritt die niederländische Regierung unter Wim Kok zurück.

April 2004: Das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stuft die Verbrechen von Srebrenica als Völkermord ein. Bisher wurden 14 Verdächtige angeklagt und vier davon verurteilt, darunter General Radovan Krštić. Er bekam wegen Beihilfe zum Völkermord 35 Jahre Haft. Die Hauptangeklagten allerdings sind bis heute auf freiem Fuß: General Ratko Mladić (kleines Foto rechts) und der ehemalige politische Führer der bosnischen Serben und erste Präsident der Republica Srpska, Radovan Karadžić (links).

Juni 2004: Vertreter der Republika Srpska räumen die Verantwortung bosnisch-serbischer Sicherheitskräfte an dem Massaker von Srebrenica offiziell ein.

11. Juli 2005: Gedenkstunde in Srebrenica. Dabei werden rund 610 identifizierte Srebrenica-Opfer beigesetzt. Bisher wurden 1.327 Leichen an der Gedenkstätte in Potocari bestattet. Mehr als 2.000 Polizisten sollen die zehntausende Trauergäste und ausländischen Politiker schützen, nachdem zwei Sprengsätzen entdeckt wurden.