piwik no script img

Archiv-Artikel

Schaulaufen der Europameisterinnen

FRAUENFUSSBALL Klatsche am ersten Spieltag: In der Bundesliga verliert der HSV mit 1 : 4 gegen Duisburg

Torfrau Bianca Weech verhinderte eine noch deftigere Klatsche für den HSV

Zum Auftakt der neuen Spielzeit in der Frauenbundesliga kam es in Hamburg gestern zum Schaulaufen der Europameisterinnen. Der amtierende DFB- und Uefa-Pokalsieger FCR Duisburg hatte mit EM-Torschützenkönigin Inka Grings, Simone Laudehr, Linda Bresonik und Annike Krahn gleich vier der Titelträgerinnen in ihren Reihen. Überstrahlt wurden sie nur noch von Hamburgs EM-Heldin Kim Kulig, deren Name der Stadionsprecher an der Hagenbeckstraße vor dem Spiel mindestens ein Dutzend Mal in die Fast-Rekord-Kulisse von 723 Zuschauern rief.

„Eine tolle Atmosphäre“, schwärmte Kulig nach dem Spiel. „Es war aber merkwürdig, gegen meine Mitspielerinnen aus dem EM-Team anzutreten.“ Wahrscheinlich sehnte sie sich während des Spiels öfter in deren Reihen zurück. Während der Ball über weite Strecken flüssig durch die Duisburger Reihen lief, lebte das Spiel des völlig umgebauten Hamburger Teams allzu oft von Zufällen und Einzelaktionen.

Wie in der 7. Minute, als sich Kulig an der Strafraumgrenze durchtankte und platziert zum 1 : 0 für den Außenseiter einschoss.

Der Stadionsprecher hatte den Namen der Torschützin diesmal noch gar nicht ausgesprochen, da erzielte Simone Laudehr aus ähnlicher Position den Ausgleich. Die weiteren Treffer des zunehmend einseitiger werdenden Spiels gingen ebenfalls auf das Konto der Europameisterinnen. Abwehrchefin Annike Krahn brachte die Duisburgerinnen per Kopf in der 18. Minute in Führung, die Inka Grings in der 2. Halbzeit nach Kontern auf 4 : 1 ausbaute.

Zur besten Frau auf dem Platz avancierte aber eine Nicht-Nationalspielerin: HSV-Torfrau Bianca Weech parierte mindestens ein halbes Dutzend Schüsse aus kurzer Distanz und verhinderte eine deftigere Klatsche. „So darf man sich nicht abschlachten lassen“, sagte Kulig nach dem Spiel. „Es hat gut angefangen, aber dann haben wir unsere Ordnung völlig verloren.“

Obwohl die fleißige Marisa Ewers sich um Unterstützung aus dem Mittelfeld bemühte, blieb die 19-Jährige in der ersten Halbzeit als hängende Spitze meist auf sich allein gestellt. Als HSV-Trainer Achim Feifel seine Starspielerin in der zweiten Hälfte ins Mittelfeld zurückbeorderte, ging vorne gar nichts mehr.

Kulig selbst fehlte zunehmend die Kraft. „Man kann in der Position ja viel machen“, sagte sie selbstkritisch. „Aber ich merke jetzt doch, wie die Europameisterschaft geschlaucht hat.“

RALF LORENZEN