Porträts der Opfer

Eine Ausstellung in Berlin erinnert an sowjetische Kriegsgefangene

Zum Beispiel an Diomid Tawadse: Der 1921 geborene ­Student aus Georgien kämpft bei der Roten Armee. Am 3. Juli 1941 gerät er bei Minsk in deutsche Gefangenschaft. Mitte Oktober wird er in das Lager ­Stalag 321 Oerbke in Niedersachsen verlegt. Die Gefangenen leben in Erdlöchern. Seuchen breiten sich aus. Am 26. Dezember 1941, kurz vor seinem 21. Geburtstag, stirbt Diomid Tawadse. Als ­Todesursache wird „allgemeine Körperschwäche“ angegeben, eine Chiffre für den Hungertod.

Tawadse ist einer von mehr als drei Millionen sowjetischen Soldaten, die die Kriegsgefangenschaft nicht überleben. Sie und die Überlebenden stehen im Mittelpunkt der Open-Air-Ausstellung „Dimsionen eines Verbrechens“ im Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst. Auf großen Tafeln auf einer Wiese finden sich Porträts der Geknechteten. Es findet sich dort ebenfalls die Order des Generalquartiermeisters des Heeres vom November 1941, der deutlich macht, dass dies ein deutscher Vernichtungskrieg war: „Nichtarbeitende Kriegsgefangene haben zu verhungern.“

Auf der Wiese stehen auch, nebeneinander, die Bilder von Iwan Demjanjuk und Ale­xandr Petscherski. Der eine entkam der Gefangenschaft durch seine Kollaboration mit der SS – er wurde zum „Hilfswilligen“ im Vernichtungslager Sobibor. Der Zweite, ein Musik- und Theaterwissenschaftler, organisierte im Oktober 1943 den Aufstand der Gefangenen von Sobibor. Beide haben sie überlebt. Demjanuk aber wird 2011 in München für seine Taten zu fünf Jahren Haft verurteilt. Klaus Hillenbrand

Dimensionen eines Ver­brechens. Sowjetische Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg. Sonderausstellung in Karlshorst, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, bis 3. Oktober. Der Eintritt ist frei.