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„Literatur in ein jüngeres Setting rücken“

So divers wie möglich, so digital wie nötig: Eine Reihe des Literaturbüros Lüneburg will nicht etablierte AutorInnen fördern

Foto: privat

Julia Haase, 24, hat Kulturwissenschaften an der Leuphana-Universität in Lüneburg studiert und arbeitet seit November beim Literaturbüro.

Interview Moritz Klindworth

taz: Frau Haase, bekommen junge AutorInnen nicht schon genug Beachtung?

Julia Haase: Nein. Es fällt auf, dass im deutschen Literaturbetrieb den etablierten, meist auch männlichen AutorInnen Aufmerksamkeit geschenkt wird. Vor allem Christian Kracht mit seiner Neuerscheinung ist gerade gefragt – nicht Debuts, die von jungen AutorInnen vorgelegt werden. Das finde ich schade und würde gern gegensteuern.

Welche Ziele verfolgt die Reihe „aufbrüche/junge Literatur 2021“, die Sie inhaltlich verantworten?

Ich möchte das Publikum erweitern und Literatur jüngeren Menschen zugänglich machen. Literatur ist ein wichtiger Teil unserer Gegenwartskultur. Auch möchte ich junge AutorInnen unterstützen.

Und wie wollen Sie das junge Publikum erreichen?

Einmal ist die Auswahl der Werke zentral. Ich habe den Fokus auf junge AutorInnen, aber auch auf junge Themen gelegt. Durch junge AutorInnen können Perspektiven auf die Gegenwart erweitert werden. Das ist ansprechend für junge Menschen. Daneben ist die Öffentlichkeitsarbeit wichtig. Wir machen viel auf Social Media und haben die erste Lesung in Form eines Livestreams geplant. Der wird aus dem „Salon Hansen“ übertragen – einem Klub, den Studierende und junge Menschen besuchen. Die Literatur in ein jüngeres Setting zu rücken, ist hoffentlich ansprechend.

Wie groß ist die Spannweite der gelesenen Texte?

In der Reihe sind mehrere Gattungen vertreten und sie besteht nur aus Neuerscheinungen aus dem Frühjahr. Mit Joshua Groß haben wir einen Erzählband. Danach folgt ein Lyrikabend mit Juliane Liebert und Arne Rautenberg und abschließend ein Sachbuch von Carolin Wiedemann.

Auch wissenschaftliche Literatur ?

Das Sachbuch ist wissenschaftlich fundiert, hat aber keinen akademischen Ton. Sachbücher sind gut, wenn sie möglichst viele Menschen abholen. Das schafft Carolin Wiedemann: Ihr Buch handelt davon, wie sich queerfeministische Bewegungen für ein faireres Gesellschaftssystem einsetzen.

Welche Rolle spielt Diversität für das Programm?

Diversität ist wichtig gewesen. Einerseits habe ich es ganz gut geschafft, andererseits gibt es Nachholbedarf für eine neue Reihe. Wir haben jetzt zwei männlich gelesene, aber auch zwei weiblich gelesene AutorInnen. Allerdings sind alle weiß, darauf würde ich beim nächsten Mal gern besser achten.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die AutorInnen aus?

Auf Basis der Verlagsvorschauen und der Präsenz der AutorInnen und Werke auf Social Media. ­Joshua Groß ist eine junge Stimme in der Gegenwartsliteratur, das hat er mit „Flexen in Miami“ schon gezeigt. An seinem Buch „Entkommen“ reizt mich die Mischung aus futuristischen Zukunftvisionen und kritischen Zeitdiagnosen zum Spätkapitalismus. Auch beansprucht er für sich nicht immer einen Authentizitätsanspruch: Es muss nicht alles so wiedergegeben werden, wie es in Realität ist.

Lesung und Gespräch mit Joshua Groß (Moderation: Miriam Zeh): Di, 18. 5., 19.30 Uhr, Livestream (gegen Spende) auf www.literaturbuero-lueneburg.de; weitere Termine dann eventuell vor Ort – je nach Coronalage

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