Weltspiele als regionales Ereignis

In Duisburg haben die 7. World Games begonnen – das Interesse an Mini-Olympia hält sich in engen Grenzen

DUISBURG taz ■ Wer dieser Tage die Stadtgrenze von Duisburg passiert, der merkt sofort, dass hier etwas Merkwürdiges im Gange ist. Überall wehen grellbunte Fahnen, fast alle Plakatflächen sind mit Postern jubelnder Menschen und mit Bildern von Billardspielern, Fallschirmspringern oder Wasserskifahrern beklebt – eine graue Stadt blüht in prächtigen Farben. Die so genannten World Games, die Weltspiele nichtolympischer Sportarten, werden hier am südwestlichen Rande des Ruhrgebietes ausgetragen. Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), hat sich ebenso angekündigt wie Bundeskanzler Gerhard Schröder, und der Slogan der World Games lautet: „Deutschland kann’s, Duisburg zeigt’s“. Adolf Sauerland, Oberbürgermeister der Stadt, hält das Event gar für das „größte sportpolitische Ereignis des Jahres in Europa“, und erklärte vollmundig: „Nicht nur Duisburg, die ganze Region wird elf Tage lang im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen.“

Das sind Worte, die viel versprechen, die klingen, als würde man die Tour de France locker überflügeln an Spannung und globaler Aufmerksamkeit. Die Frage ist nur, ob die Welt das auch bemerken wird. Denn schon in der eine halbe Autostunde entfernten Millionenstadt Köln weiß kaum jemand, was es auf sich hat mit den World Games. Hier findet das aufmerksame Auge nur an versteckten Stellen einzelne Hinweise, mediale Berichterstattung gibt es lediglich im Lokalfernsehen und auf wenig prominenten Seiten der Lokalpresse. Für eine entsprechende Kampagne fehlt schlicht das Geld. Ursprünglich wollte man mit 7,5 Millionen Euro auskommen, zwischenzeitlich war man bei einem utopischen Etat von 36 Millionen angelangt, jetzt stehen insgesamt rund 15 Millionen für die Organisation von 177 Wettbewerben in 40 Sportarten zur Verfügung. Über 3.500 Sportler aus rund 100 Ländern müssen damit betreut werden.

Dass am Ende rote Zahlen stehen, ist schon jetzt klar. Während die echten Olympischen Spiele hohe Millionenbeträge für die Fernsehrechte einspielen, müssen die Fernsehbilder aus Duisburg selber produziert werden – immerhin zeigen ARD und ZDF ein paar Entscheidungen im Rahmen ihrer Tour-Berichterstattung. „International könnte das Interesse aber größer sein“, sagte World-Games-Sprecher Hermann Kewitz.

Wohl zu Recht sorgen sich da einzelne Verbände, ob ihre Wettbewerbe auch angemessen besucht werden. Volker Himmer, der Geschäftsführer des Deutschen Rugby-Verbandes, sagte: „Was die Zuschauer angeht, habe ich große Bedenken“, der Veranstalter habe versäumt, in Rugby-Ländern wie Frankreich und Belgien oder in den deutschen Hochburgen Heidelberg und Hannover zu werben. Wenn nur 900 Leute zu einem Spiel in die nagelneue MSV-Arena kämen, wäre das in der Tat gespenstisch.

Nun wurde schnell ein Schlussverkauf gestartet, für 14 Sportarten – nämlich American Football, Casting, Faustball, Flying Disc, Hallenhockey, Indoor Trial, Inlinehockey, Kegeln, Rollkunstlauf, Rugby, Sportakrobatik, Tanzen, Trampolin und Tumbling – sind zwei Tickets zum Preis von einem erhältlich. Die Veranstalter bangen um das Erreichen ihres Zieles, insgesamt 500.000 Zuschauer anzulocken. Allerdings gibt es auch echte Publikumsmagneten wie Snooker oder Bodybuilding. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung prognostizierte dennoch längst, dass die 7. World Games „hierzulande eine Veranstaltung von regionaler Bedeutung bleiben“.

Das sehen die Herren Funktionäre anders. Klaus Steinbach, Präsident von Deutschlands Nationalem Olympischen Komitee, nannte die World Games „Kornkammer der Olympischen Spiele“ und verkündete, er könne sich vorstellen, „dass dieses weltweit größte Multisportereignis des Jahres auch auf künftige deutsche Olympiabewerbungen einen positiven Einfluss hat“.

Ein schönes Fest werden die Duisburger aber ganz gewiss feiern, auch wenn sie weitgehend unter sich bleiben sollten. Und da das seit 1981 alle vier Jahre ausgetragene Event erstmals unter dem Patronat des IOC steht, wird sich Jacques Rogge genau umsehen. Einige Sportarten wollen sich für die nach dem Wegfall von Baseball und Softball gerade frei gewordenen Plätze im Programm der echten Spiele bewerben. Bereits Beach-Volleyball, Taekwondo und Triathlon sind diesen Weg erfolgreich gegangen. Für die Spiele von Peking wird es allerdings nicht mehr reichen. Das IOC hat entschieden, dass die freien Plätze zunächst vakant bleiben sollen. DANIEL THEWELEIT