Ständiger Austausch

Das Jazzfest Berlin wurde als bestes Festival ausgezeichnet

Auszeichnungen gibt es haufenweise in der Kulturwelt – diese hier ist eine, die einen besonders freuen darf: Das Jazzfest Berlin hat am Mittwoch den Preis als bestes Festival vom Europe Jazz Network (EJN) erhalten. Damit wird auch die kuratorische Leistung des Teams rund um Nadin Deventer, Jazzfest-Leiterin seit 2018 und erste Frau in dieser Funktion, gewürdigt. Das Jazzfest Berlin habe es „geschafft, sich zu erneuern, es versucht stets musikalische und kulturelle Grenzen zu durchbrechen. Dies gelang dank einer jüngeren Generation von Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen und Künstler:innen, die mit neuen Orten experimentiert und innovative Projekte realisiert hat“, hieß es in der Begründung der sechsköpfigen Jury.

Das EJN ist ein von der EU geförderter Verband aus 156 Mitgliedsinstitutionen. 17 Festivals waren in der Auswahl. Die Auszeichnung für „aufregende Programmgestaltung“ könnte verdienter nicht sein, hat das Berliner Jazzfest doch an ungewöhnlichen Orten spektakuläre, irritierende, schräge und entgrenzte Aufführungen möglich gemacht. Es gab etwa Partnerprogramme mit der US-Metropole Chicago 2019 einschließlich eines Marathonkonzerts von Anthony Braxton im Martin-Gropius-Bau sowie mit New York 2020, ebenso eine Residency der US-Gitarristin Mary Halvorson im Jahr 2018, und in Pandemiezeiten hat man neben Onlinekonzerten erfolgreich auf Diskurs- und Gesprächsformate gesetzt.

Gegen Widerstände innerhalb der Jazzszene und Institutionen hat die 44-jährige Deventer Programme erstellt, in denen nichts vorbestimmt, festgelegt oder mit Tabus belegt war, in denen grundsätzlich erst mal alles möglich war. Auch die experimentierfreudige lokale Szene konnte sich austoben; Jazzgranden trafen auf junge Wilde, Jazzgeschichte auf Jazzzukunft. Während der online stattfindenden Preisverleihung brachte es der häufig in Berlin gastierende britische Pianist Alexander Hawkins auf den Punkt: Das Jazzfest jüngerer Jahre stehe für „radikale Kreativität, (…) für Egalitarismus und Zugänglichkeit. Nadin Deventers Team hat wiederholt Arbeiten präsentiert, die herausfordern, provozieren und dabei in Austausch treten“, sagte er. Jens Uthoff