Den Globus in Container packen

Hamburgs Hafen legt kräftig zu und setzt damit seine Erfolgsserie fort. Marketing-Chef bezeichnet gute Verkehrswege ins Hinterland als Vorteil gegenüber den Konkurrenten. Interaktiver Hafenplan jetzt im Internet. Schiffsticker und Webcam für Fans

von Gernot Knödler

Wer dem Hafen beim Wachsen zusehen will, kann jetzt Tag und Nacht beobachten, wie Containerschiffe einlaufen, Boxen verladen und Hafenbecken ausgebaggert werden. Die Webcam auf der Nordspitze des Kattwyk wechselt alle 30 Sekunden die Perspektive und gehört zu dem neuen Internet-Auftritt, mit dem Hafen Hamburg Marketing (HHM) sowohl das professionelle Interesse als auch die kindliche Neugier von Internet-Nutzern befriedigt.

HHM rückt damit eine ökonomische Erfolgsstory ins Licht der Web-Gemeinde, denn der Containerumschlag ist im ersten Halbjahr 2005 erneut um einen zweistelligen Betrag gewachsen – wenn auch mit 12,4 Prozent etwas weniger als im Vergleichszeitraum des Jahres 2004 (15,9 Prozent). Verglichen mit den europäischen Seehäfen sei der Umschlag in Hamburg damit zum sechsten Mal in Folge überdurchschnittlich gewachsen, sagte HHM-Chef Jürgen Sorgenfrei gestern bei der Halbjahrespressekonferenz.

Dass diese Wachstumsraten meilenweit über denen der deutschen oder Hamburger Wirtschaft liegen, erklärt Sorgenfrei damit, dass der Hafen den Verkehr zwischen den Kontinenten abwickle. „Wir sind Gewinner der Globalisierung“, sagte er. Das Wachstum stütze sich vor allem auf den Handel mit China und Osteuropa – Ländern, die wirtschaftlich aufholen. Der Hafen bündelt die Warenströme aus dem Ostseeraum, um sie auf große Fahrt zu schicken. Umgekehrt verteilt er die aus Übersee ankommende Ware in Europa.

Der große Vorteil des Hafens seien dabei die kurzen Wege zu den Märkten im Binnenland und – bei allen unerfüllten Wünschen der Wirtschaft – die guten Verkehrswege dorthin. Sorgenfrei: „Während in anderen Häfen teilweise mehrere Tage Verspätungen bei der Abfertigung von Containern auftreten und Seeschiffe auf einen Liegeplatz warten müssen, wird der Hamburger Hafen mit den wachsenden Mengen bisher gut fertig.“ Beim Container-Verkehr prognostizierte der Marketing-Chef bis zum Jahresende einen Umschlagzuwachs auf 7,7 bis 7,8 Millionen Standardcontainer (TEU). Im vergangenen Jahr waren es sieben Millionen TEU.

Auch der Umschlag konventionellen Stückguts wie etwa Fahrzeugen und von Massengütern wie Getreide oder Erz sei weiter gewachsen, wenn auch weniger stark als der Containerverkehr. Nachdem der Gesamtumschlag im ersten Halbjahr um 8,8 Prozent zugelegt hat, erwartet Sorgenfrei, dass der Hafen am Jahresende die 120-Millionen-Tonnen-Marke geknackt haben wird. 2004 hat er 114 Millionen Tonnen durchgeschleust.

Über diese und andere Entwicklungen kann sich künftig jeder im Internet informieren (www.hafen-hamburg.org). Eines der Highlights ist ein interaktiver Hafenplan, der im Menü „Terminals und Güter“ zu finden ist. Besucher der Website können sich jede Stelle im Hafen heranzoomen. Sie können Fotos dazu abrufen, sich die aktuell am jeweiligen Kai liegenden Schiffe anzeigen lassen und Informationen zum Terminal abfragen. Am unteren Bildrand läuft ein Ticker mit den Schiffen, die sich im Hafen befinden.

Im Netz stehen nach Branchen geordnete Listen mit den Hafenfirmen, Sehenswürdigkeiten, der Hafenentwicklungsplan und eine Weltkarte, die die Liniendienste zu 1.300 Häfen rund um den Globus anzeigt. Wer draufklickt, erhält eine Liste mit den Reedereien, die die Verbindung anbieten. Eine ähnliche Karte gibt es für den Verkehr nach Europa hinein.