leserInnenbrief
:

taz bremen Pieperstr. 728195 Bremen briefe@taz-bremen.de www.taz.de

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leser:innenbriefen vor.

Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Den Kuchen nicht der Schwankhalle abpressen

„Wir wollen uns keinesfalls abschotten“– Interview mit Ralf Knapp und Michael Rettig,taz nord vom 31. 3. 21

Bemerkenswert finde ich den Vorstoß die freie Bremer Theaterszene voranzubringen und eine Bühne und Produktionsstätte einzufordern. Ich wünsche mir persönlich auch ein Bremen mit einer höheren Programmdiversität. Doch die Forderungen nach einer „Schwankhalle für alle“ schätzt die Arbeit des Hauses der letzten Jahre nicht wirklich wert. Thematisch bewegt sich die Schwankhalle am Puls der Zeit und verarbeitet eine Themendiversität, die Bremen und die Freie Szene dringend benötigen, um, wie es im Interview heißt, „nicht im eigenen Saft zu kochen“! Wie die Interviewten über sich selbst als „alte weiße Männer“ sprechen, macht für mich klar, dass ihre Auseinandersetzung mit wichtigen gesellschaftlichen Fragen leider nicht mehr zeitgemäß ist. Ich sehe nicht, wie sie mit dieser Haltung ein Programm kuratieren wollen und könnten, das den politischen Ansprüchen des Hauses gerecht wird.

Die Forderung, 70 Prozent der Spielzeit in der Schwankhalle zu beanspruchen, nimmt in keiner Weise Rücksicht auf die Disposition des Hauses selbst, dass sich Veranstaltungen in dem vergangenen Jahr angestaut haben und andere Künst­le­r*in­nen genauso auf ihre Veranstaltung warten. Um ehrlich zu sein bin ich stinksauer, dass ein paar wenige aus dem LAFDK in einem offenen Brief die Bremer Szene vertreten. Der Anspruch auch ein Stück vom Kuchen abzubekommen ist berechtigt. Aber den Kuchen mit öffentlichem Druck der Schwankhalle abzuschwatzen, ist eine rücksichtslose, egoistische und selbstdarstellende Haltung. Die Forderung müsste eigentlich sein: Die freie Szene braucht eine eigene Spielstätte! Nur ist mein Eindruck, dass die freie Szene gar nicht den Anspruch hat eine Bühne dieser Größenordnung zu verwalten, sondern sich nur in das gemachte Nest setzen will. Ich wünsche mir für die Kulturszene in Bremen mehr Zusammenhalt und gemeinsames Vorankommen und nicht ein Gegeneinander. Erwin Hanno, Bremen