piwik no script img

Armleuchten der Politik

Armin Laschet ist für die CDU nur noch Material

Leuchtmittelfoto: ap

Laschet leuchtet nicht. Das meinen zumindest seine parteiinternen Kritiker. In der Diskussion um die Kanzlerkandidatur der Union sprach sich gestern die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und gegen ihren Parteivorsitzenden Armin Laschet aus: „Manches Material will einfach nicht strahlen, egal wie stark man es auch beleuchten mag“, sagte die konservative Elektrofachkraft im Spiegel.

Laschet ist also nur noch „Material“, ein Rohstoff für die Macht. Der menschliche Rest ist allenfalls als Schwenkfutter für die Kameras zu gebrauchen, ausgeleuchtet von den Scheinwerfern im Fernsehstudio. Ein wahrlich strahlendes Stück Politprosa aus Sachsen zur Verdinglichung des Menschen.

Aber müsste die Verbindung der Begriffe „Mensch“ und „Material“ in der Politik nicht längst verpönt sein, seit ein Buchautor namens Adolf Hitler in seinem Meisterwerk „Mein Kampf“ es bevorzugt benutzte, um seine „Materialschlachten“ im Großen Vaterländischen Krieg vorzubereiten? Und muss denn wirklich jeder Politiker leuchten wie der ehemalige Bayern-Trainer Jupp Heynckes, dessen Spitzname „Osram“ war, weil er in Interviews stets eine rote Bombe bekam, wenn er unangenehme Dinge gefragt wurde? Und strahlt Markus Söder eigentlich?

Wahrscheinlich im Dunkeln. Wenn er mit den Fingern in die Steckdose fasst. Ist er doch die größte Leuchte, die das pandemiegeplagte Deutschland zu bieten hat. Jedenfalls wenn es nach Söders eigener zwielichtiger Meinung geht. Und so kann der neutrale Beobachter schon ein wenig Mitleid mit dem sanft schimmernden Laschet haben, dessen Granatenpartei ihn nur noch als politisches Leuchtmittel der christdemokratischen Fertigungstechnik sieht. Das berühmte Licht am Ende des Kandidatentunnels ist allerdings um eine hochluzide Facette bereichert. Spot an!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen