Waffenhandel in Niedersachsen: Rentnerin unter Waffen

In Hannover beginnt am Dienstag der Prozess gegen eine mutmaßliche Waffenhändlerin. Die Rentnerin ist einschlägig vorbestraft.

Ein Polizist hält eine Handgranate in die Kamera, im Hintergrund sind Sturmgewehre und weitere Waffen zu sehen.

Auch Kriegswaffen wurden auf dem Grundstück der Barsinghauserin entdeckt Foto: Kay Nietfeld/dpa

HANNOVER taz | 55 Waffen, darunter neun halbautomatische Schusswaffen, explosionsfähiges Material und Waffenteile sowie mehr als 1.000 Schuss Munition fand die Polizei im Oktober 2019 auf dem Grundstück der Evelin W. (62) in der niedersächsischen Kleinstadt Barsinghausen.

Es war nicht das erste Mal, dass die Polizei dort mit einem Durchsuchungsbefehl auf der Matte stand: Die Rentnerin ist einschlägig vorbestraft. In den Neunzigerjahren unterhielt sie zusammen mit ihrem Ehemann die Firma Fire-Point in Barsinghausen, schreibt die Schaumburger Zeitung.

Offenbar reichte den beiden der legale Handel nicht. 1999 wurde der Mann zum ersten Mal wegen illegalen Waffenbesitzes zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – sie kam als Mittäterin mit einer Geldstrafe davon. Ein Teil der Waffen fand sich in ihrem Auto und ihrem Friseursalon in Bad Nenndorf.

Fünf Jahre später standen Winfried und Evelin W. erneut vor Gericht: Durchsuchungen in mehreren Wohnungen und Geschäftshäusern in Barsinghausen, dem Landkreis Celle und in Bad Nenndorf hatten ein beachtliches Arsenal zu Tage gefördert. Winfried W. musste für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis, Evelin W. bekam zwei Jahre auf Bewährung.

Mittäter behauptet, Enkel von Hitlers Chauffeur zu sein

Dass Evelin W. für den jüngsten Waffenfund allein vor Gericht steht, liegt daran, dass ihr Mann zunächst nicht auffindbar war. Mittlerweile hat ihn die Guardia Civil an der Costa del Sol hochgenommen, wohin die beiden angeblich um 2013 herum gemeinsam ausgewandert waren. Zusammen mit einem weiteren Deutschen und einem Briten soll Winfried W. dort die regionale Drogenhändlerszene mit Schusswaffen versorgt haben.

In einer Werkstatt in seinem Haus in Coín (Málaga) soll er als „Sammlerwaffen“ gehandelte Zastava M70, die jugoslawische Variante der russischen AK-47, wieder flott gemacht haben, berichtet die spanische Zeitung La Razón unter Berufung auf die spanische Polizei.

Für noch mehr Aufsehen als der waffennärrische 70-Jährige aus der niedersächsischen Provinz sorgte allerdings sein Mittäter Tilo K. (54), der offenbar ein kleines Museum voller Nazi-Devotionalien unterhielt und gern behauptete, er sei der Enkel eines Chauffeurs von Adolf Hitler. Ob und wann die beiden Männer ausgeliefert werden, ist noch unklar.

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