DAUMENKINO
„Louise Hires A Contract Killer“

Kurz vor Schluss werden die Reime holprig. „Am Ende sind wir klüger / und wissen, Reiche sind Betrüger. / Vater und Mutter haben versagt / und sie nicht zum Teufel gejagt. / Doch wenn wir groß sind später / machen wir sie zu Hackepeter.“ Für „Louise Hires a Contract Killer“, den dritten Spielfilm der französischen Regisseure Benoît Delépine und Gustave Kervern, sind diese Zeilen ein treffendes Resümee. Kindlicher Übermut, anarchischer Eigensinn, Deadpan-Komik und ein Hang zum Hackepeter bilden die Grundpfeiler dieser schwarzen Komödie, die die Kehrseite neoliberalen Wirtschaftens in groben Strichen zeichnet und als Gegenwehr Handfeuerwaffen vorschlägt. In der nordfranzösischen Picardie wird eine Textilfabrik geschlossen, die Arbeiterinnen wollen es dem Chef heimzahlen und verwenden ihre kläglichen Abfindungen darauf, einen Killer anzuheuern. Nur: Wer ist der Chef? Wie legt man eine Briefkastenfirma auf Jersey um, wie einen Rentenfonds in Florida?

Im Original heißt der Film „Louise-Michel“, nach den Namen der beiden Hauptfiguren, der ruppigen Louise (Yolande Moreau) und dem unbeholfenen Michel (Bouli Lanners), zugleich steckt darin eine Hommage an die französische Anarchistin Louise Michel (1830 bis 1905). Der deutsche Verleihtitel spielt auf Aki Kaurismäki an, was naheliegt, da Delépine und Kervern ein Faible für lakonische Auflösungen und schrullige Loser haben. Michel, der angebliche Killer, kann keinem kläffenden Köter etwas zuleide tun, und Louise, schwach im Lesen, buchstabiert den Räumungsbescheid in ihrem Hochhaus zwar, versteht ihn aber nicht. In der folgenden Szene implodiert das Gebäude, kaum dass sie auf die Straße tritt. Sie zieht den Kopf noch tiefer zwischen die Schultern.

Oft siedeln Delépine und Kervern die Gipfelpunkte ihrer Szenen im Off an. Morde geschehen, während die Kamera einem im Kreis fahrenden Rasenmäher zuschaut. Und manchmal kommt die Komik einfach aus der Dehnung – etwa dann, wenn ein Hotelrezeptionist zwei Minuten braucht, um seinen Gästen den Türcode mitzuteilen.

CRISTINA NORD

■ „Louise Hires A Contract Killer“. Regie: Benoît Delépine, Gustave Kervern. Mit Yolande Moreau, Bouli Lanners. Frankreich 2008, 94 Min.