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Kriminelle haben 2020 umgeschult

Die Pandemie hat verändert, wo und welche Straftaten es gibt. Das zeigt die aktuelle Kriminalitätsstatistik

Corona wirkt sich in Bremen deutlich auf die Art und Anzahl der Strafdelikte aus. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank 2020 laut Kriminalitätsstatistik im Vergleich zum Vorjahr um 20,7 Prozent, die der Taschendiebstähle gar um 43,4 Prozent. Andere Werte sind gestiegen: In der Stadt nahm die Zahl der Einbrüche in Büros und Diensträume um 34 Prozent zu.

Die Statistik zeigt auch, wovor beispielsweise Psycholog*innen und Frauenhäuser frühzeitig gewarnt hatten: Die Zahl der angezeigten Fälle häuslicher Gewalt stieg um rund 16 Prozent.

Corona habe erhebliche Auswirkungen auf die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik, sagte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung der Zahlen. Künftig werde es bei Vergleichen der unterschiedlichen Jahresstatistiken eine Zeitrechnung vor und nach Ausbruch der Pandemie geben müssen.

Betrüger gehen ins Internet

Während die Statistik 2019 keinen einzigen Fall von Subventionsbetrug verzeichnete, gab es 2020 gleich 101 aufgedeckte Fälle. Dabei handele es sich im Wesentlichen um Betrügereien im Zusammenhang mit den Coronasoforthilfen, sagte der Vizepräsident der Polizei Bremen, Dirk Fasse. Einen erheblichen Anstieg weist die Statistik auch für Delikte mit dem „Tatmittel Internet“ aus. In der Stadt Bremen nahmen solche Straftaten um 58,3 Prozent zu. Der Anstieg sei wenig überraschend, da sich die Menschen verstärkt im Internet aufhielten. „Dies machen sich natürlich auch die Täterinnen und Täter zunutze“, sagte Mäurer.

Der innenpolitische Sprecher der Bremer CDU-Fraktion, Marco Lübke, mahnte angesichts der Zahlen die Einrichtung einer ­„Cyber-Polizei“ an, die dieser Aufgabe gewachsen sei. „Die Bremer Polizei ist für die Aufklärung dieser sprunghaft gestiegenen Fälle nicht ausgestattet, geschweige denn verfügt sie über die Einsatzmittel, um besonders trickreiche Internetkriminalität zu verfolgen.“ (taz/dpa)

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