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notizbuch

Haeusgen gestorben

Ursula Haeusgen, eine wichtige Figur der Lyrikszene, ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Sie hatte einen wahrlich bemerkenswerten Lebenslauf. Nachdem sie in den späten achtziger Jahren ein Hydraulikunternehmen geerbt hatte, eröffnete sie in bester Münchner Innenstadtlage eine Buchhandlung, die sich auf Lyrik und Künstlerbücher spezialisierte. Mitte der Neunziger gründete sie einen Verein, im Wesentlichen für Lyrik­lesungen, und baute zudem eine internationale Bibliothek für Gedichtbände auf. Das von ihr bis zu ihrem Tod am Mittwoch dieser Woche geleitete Lyrik-Kabinett erarbeitete sich einen weit über München hinausstrahlenden Ruf für Lesungen und Diskussionen rund um Lyrik.

Kunstpreis für Gröschner

In der vergangenen Woche war die Berliner Schriftstellerin und Journalistin Annett Gröschner noch Autorin auf dieser Seite. Nun wird bekannt: Die Berliner Akademie der Künste verleiht ihr den Großen Kunstpreis Berlin 2021. „Ihr literarischer Blick hat eine menschenfreundliche Schärfe, der die Stadt und alles, was sich in ihr bewegt, klarer, komplizierter und kontrastreicher herausstellt“, schreibt die Autorin Monika Rinck zu Recht in der Begründung der Jury.

Ich lese grade …

Ich habe eine Freundin, die mich seit vielen Jahren zuverlässig mit guten Büchern versorgt, sie ist mein Literatur-Scout, sie schenkte mir auch das Lost Children Archive der Mexikanerin Valeria Luiselli. Es ist die Geschichte einer Patchwork-Familie mit zwei Kindern, die sich aus New York (wo Luiselli lebt) auf den Weg macht nach Arizona. Er, der Mann, will dort über die Apatschen forschen.

„But why Apaches, Pa?

Because.

Because what?

Because they were the last of something.“

Alles an diesem Buch ist eigentümlich schön. Die Sprache hochverdichtet (hoffentlich ist die deutsche Übersetzung gelungen), der Blick der einer Material sortierenden Journalistin. Das Paar entfremdet sich ab dem Punkt, da sie ihre Interessen an seine anpassen soll. Auf der Reise dieser Familie gibt es für die Leserin an jeder Straßenecke kleine Wissensjuwelen aufzusammeln: Anekdoten, Zitate, Verweise – vermeintlich spielerisch. Aber darunter wächst eine große, gesamt­amerikanische Trauer. Ich bin aber erst im vorderen Drittel. Ulrike Winkelmann

Die Autorin ist Chefredakteurin der taz. – An dieser Stelle werden wir in unregelmäßiger Folge immer mal wieder bekanntere und unbekanntere Personen nach ihrer aktuellen Lektüre fragen.

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