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Schöne Geste: Kathrin Passig stiftet ihr Preisgeld Foto: Norman Posselt

Wegen Corona auf Eis gelegt

Mit dem Berliner Ensemble stellt ein weiteres großes Theater nun auch seinen Probenbetrieb vorerst ein. Das Berliner Ensemble wollte noch eine Neuinszenierung der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht (1898–1956) weitgehend fertig proben. Wegen der Pandemie fiel die Premiere aus, ein neues Datum steht noch nicht fest. Die Berliner Bühnen bleiben noch bis Ostern geschlossen. Sobald die Theater wieder spielen dürften, könne die Produktion mit wenigen Proben wieder aktiviert werden, teilte Intendant Oliver Reese am Freitag mit. „Oder wie Regisseur Barrie Kosky es so schön sagte: „We put it in the fridge“ – wir legen sie also jetzt erst mal in den Kühlschrank.“ Wegen der Coronapandemie sind Theater und viele Einrichtungen in Deutschland seit Wochen geschlossen.

Heinrich-Mann-Preis an Passig

Die Autorin Kathrin Passig erhält in diesem Jahr den Heinrich-Mann-Preis. Die Auszeichnung der Akademie der Künste in Berlin ist mit 10.000 Euro dotiert. Passig sei „eine der wichtigsten und treffsichersten Diagnostikerinnen der Gegenwart“, hieß es in der Jurybegründung am Freitag. Geprägt seien ihre Texte von einem ebenso scharfen wie unaufgeregten Blick auf die „nächsten großen Dinger“. Passig hat zahlreiche Sachbücher verfasst – etwa das „Handbuch für Zeitreisende“ oder „Außen WLAN-Symbole, innen Enttäuschung: ein Techniktagebuch“. Sie arbeitet zudem als Journalistin und gewann 2006 mit ihrem literarischen Debüt den Ingeborg-Bachmann-Preis. Die Berliner Akademie will sie am 27. März auszeichnen, dem 150. Geburtstag des Schriftstellers Heinrich Mann („Der Untertan“).

Unaufgeregt stimmt unbedingt bei dieser Autorin, das kann man bestätigen. Aber Kathrin Passig ist auch immer für eine Überraschung gut, und das bewies sie schnell, nachdem die Auszeichnung verkündet worden war. Auf ihrem Twitter-Account verkündete sie: „Ich möchte den lebenslaufschmückenden Teil des Preises behalten und das Geld an @54books weiterreichen, die sich nämlich viel mehr als ich um das Essayschreiben verdient machen. Das soll aber bitte niemanden davon abhalten, mir weitere Preise zu ­geben, ich freue mich immer sehr!“ 54books ist ein noch recht junges Internetfeuilleton, in dem tatsächlich immer wieder kluge Hintergrundstücke und Essays zu lesen sind. Schöne Geste!