heute in bremen: „Ein Gefühl von Togetherness“
Joscha Nivergall 21, studiert Kommunikation und Medien und organisiert mit Franziska Borowski, Pia Ressel und Regina Rivera-Zavala das Filmfest.
Interview Alina Fischer
taz: Warum sollten Menschen an einem Online-Filmfestival teilnehmen, das Netflix-Filme zeigt, Herr Nivergall?
Joscha Nivergall: Als Studierende haben wir keine Möglichkeit, ein großes Festival zu organisieren, wo Leute Filme einschicken. Wir haben versucht, einen Rahmen zu schaffen, in dem man die Filme, begleitet von Diskussion, schauen kann. Außerdem schalten wir noch jeweils eine eigene inhaltliche Auseinandersetzung mit den Filmen auf der Website frei, was auch nochmal einen Mehrwert bringt.
Zur Teilnahme wird ein Netflix-Account benötigt. Schließen Sie damit nicht Menschen aus?
Ja, und das wollen wir eigentlich nicht. Es ist für uns aber gerade die einzige Möglichkeit. Wir haben versucht, eine Plattform zu finden, wo wir möglichst viele Menschen vermuten. Den Probemonat gibt es leider nicht mehr, aber man könnte sich einen Account leihen.
Wie ist das Projekt entstanden?
Im Rahmen unseres Studiums haben wir ein Seminar zu digitalem Marketing und Projektmanagement belegt. Jede Gruppe sollte ein Projekt umsetzen und dies hier ist unseres. Unsere Idee war es, ein Gefühl von ‚Togetherness‘ während der Pandemie zu kreieren. Rausgekommen ist das Filmfest – quasi eine Movie Night über einen längeren Zeitraum.
Wer steht hinter dem Projekt?
In unserer Gruppe sind wir zu viert. Bislang kennen wir uns nur über Zoom. Aber die Zusammenarbeit hat wirklich super funktioniert! Martin Holi, unser Dozent, coacht uns in dem Seminar und gibt uns immer wieder Feedback. Eine coole Übung, um später solche Projekte im größeren Rahmen umsetzen zu können.
Was ist das Besondere an Ihrem Format?
Über den Browser-Plug-In Netflix Party können wir den Film steuern. Jede*r loggt sich über unsere Website mit eigenem Account ein. Der Stream läuft dann so, dass alle gleichzeitig schauen und es gibt einen Chat für Diskussion. Wichtig war uns, ein Event zu schaffen, das Leute zu einem Zeitpunkt zusammenbringt.
Wie haben Sie die Filmauswahl getroffen?
Bremen University Filmfestival: 18.–22. Januar. Täglich ein Film mit Diskussion online unter www.bremenunifilmfest.de
Das war ein gemeinsamer Prozess in der Gruppe. Wir wollten Filme mit Tiefgang, die an gesellschaftliche Themen anknüpfen, zum Beispiel Social-Media-Nutzung oder Magersucht.
Was unterscheidet das Filmerlebnis zu Hause vom Kino?
Das Kino ist ein Ort mit einer gewissen Magie, der unbedingt erhalten bleiben sollte. Es ist einfach was anderes, einen Film auf der großen Leinwand zu schauen als, im schlimmsten Fall, auf dem Handy. Die Wirkung entfaltet sich ganz anders.
Wie kann man Kinos jetzt unterstützen?
Auf unserer Website haben wir unser Bestes gegeben, den Bremer Kinos eine Plattform zu bieten. Ansonsten ist Gutscheine-Kaufen für die Zeit nach der Pandemie sicher eine gute Idee.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen