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Blinde Flecken Was kulturell wichtig war im Coronajahr 2020

Dass Kunst auch hier und heute radikal zu sein hat, lässt sich in Ausstellungskatalogen nachlesen. Es gehört zum guten Ton und zum Selbstverständnis des Betriebs. Und manchmal ist sie es auch und provoziert, indem sie die verbriefte Freiheit der Kunst gegen andere juristische Grenzen ausspielt. Dass in Bremen nun ausgerechnet eine Bronzeplastik Behörden und Stadtgesellschaft auf Trab halten würde, kam aber doch überraschend. Niemand hatte ihn angemeldet, erst recht keiner bestellt: Der „Bronze-Mann“ stand einfach in den Bremer Wallanlagen. Ein gebückter Mann, wohl ein Obdachloser, der einen Einkaufswagen schiebt. Im September tauchte in Hamburg eine zweite Bronze des anonymen Künstlers auf: ein Sprayer mit Kapuzenpulli, der am U-Bahnhof Rödingsmarkt hinter einem Pfeiler hervorlugt. Zwei Ikonen der urbanen Gesellschaft, im Stadtbild verewigt wie sonst Könige und Generäle. Der Bronze-Mann wurde nicht abgerissen, bekam aber eine professionelle Standsicherung nachgereicht. Weil Kunst zwar frei ist, aber doch niemanden erschlagen soll. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

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