unterm strich:
NS-Raubkunstwerke aus Gurlitt-Besitz restituiert
Die bislang als NS-Raubkunst identifizierten Werke aus dem spektakulären Schwabinger Kunstfund von Cornelius Gurlitt sind alle restituiert worden. Zum Abschluss sei die Zeichnung „Das Klavierspiel“ von Carl Spitzweg auf Wunsch der Erben des ehemaligen Eigentümers Henri Hinrichsen an das Auktionshaus Christie’s übergeben worden, teilte das Kunstmuseum Bern am Mittwoch mit. Insgesamt hatten die Experten 14 Werke aus der Sammlung Gurlitt als von den Nationalsozialisten geraubte Kunst eingestuft. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sprach von einem wichtigen Zeichen. Hinter jedem dieser Bilder stehe ein tragisches Schicksal wie das des Auschwitz-Opfers Henri Hinrichsen. „Wir können dieses schwere Leid nicht wiedergutmachen. Aber durch die Aufarbeitung des NS-Kunstraubs versuchen wir, ein Stück weit zu historischer Gerechtigkeit beizutragen und unserer moralischen Verantwortung gerecht zu werden“, sagte Grütters. Die Zeichnung stammt aus einem Konvolut von rund 1.500 Kunstwerken, die vor rund neun Jahren in Gurlitts Wohnung im Münchner Stadtteil Schwabing sowie später in seinem Haus in Salzburg beschlagnahmt worden waren. Als die Staatsanwaltschaft Augsburg im Herbst 2013 von dem Fund berichtete, sorgte sie für eine Sensation. Bei mehr als 1.000 Werken blieb trotz intensiver Recherchen unklar, woher sie stammten, 445 Positionen wurden als unbedenklich eingestuft. Nur 14 Werke von Künstlern wie Henri Matisse, Max Liebermann, Thomas Couture oder Adolph von Menzel konnten eindeutig als NS-Raubkunst identifiziert werden. Als Gurlitt 2014 mit 81 Jahren starb, vermachte er seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern. Besonderes Augenmerk bei der Erforschung des Kunstschatzes lag auf Gurlitts Vater Hildebrand (1895–1956). Der Kunsthändler hatte eng mit den Nationalsozialisten kooperiert und war einer der Chefeinkäufer Adolf Hitlers im besetzten Frankreich. Das Spitzweg-Bild war den Recherchen zufolge 1939 von den Nazis bei dem jüdischen Musikverleger Hinrichsen beschlagnahmt worden.
Theologin fordert, Luthers Kirchenbann aufzuheben
Die katholische Theologin Johanna Rahner hat die Aufhebung des Kirchenbanns über Martin Luther gefordert. Es sei nicht mehr zeitgemäß, dass die katholische Kirche den Bannstrahl gegen den deutschen Reformator des 16. Jahrhunderts aufrechterhalte, kritisierte die Tübinger Professorin. Den Bann hatte vor 500 Jahren, im Januar 1521, der damalige Papst Leo X. über Luther verhängt. Damit sei die Tilgung von Luthers Andenken über den Tod hinaus beabsichtigt gewesen, so Rahner. „Mit einer symbolischen Handlung, die den Bann dem Vergessen anheimgibt, könnte die katholische Kirche zum Beispiel anerkennen, dass auch die theologischen Traditionen der evangelischen Kirche ein legitimes Erbe sind“, regte sie an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen