brief des tages:
Wenig Hysterie in der Meinungsbildung
„Assange bleibt weiter in Haft“, taz vom 6. 1. 21
Der Wikileaks-Gründer Assange bleibt weiter in Haft. Seine Auslieferung an die USA ist zunächst abgewiesen. Warum trägt der Fall Assange medial bei uns ausgesprochen verhalten, kleinlaut und mit wenig üblicher Hysterie zur Meinungsbildung der Bevölkerung bei? Ist es nicht auffallend, wie ansonsten lauteste, anklagende und fordernde PolitikerInnen einschließlich der Kanzlerin sich in großer Zurückhaltung üben, ihre Menschenrechtsberufungen scheinbar vergessen haben oder in diesem Fall nichts zur Anklage kommen darf. Wird das im Lande der größten Presse- und Meinungsfreiheit den Bürgern auch einmal erklärt? Wochen und Monate durften wir alle Schrecklichkeiten, Anteilnahmen und persönlichen Einsatz höchster Politiker im Fall Nawalny verfolgen. Wir hatten seit Jahren Gelegenheit, schlimmste Behandlungen von Oppositionellen in Russland, der Ukraine, Belarus, China, Hongkong, Kuba und andere bis in letzte Details berichtet zu bekommen. Was macht den Fall Assange zu einem Fall, der nicht ähnlich menschenrechtliche Betrachtung verdient?
Roland Winkler, Aue
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