: Nicht nur für das Auge
Biodynamisches Licht kann unseren Tagesrhythmus in Kliniken und am Arbeitsplatz unterstützen
Vor über 15 Jahren entdeckten Wissenschaftler Fotorezeptoren in der Netzhaut des Auges, die nicht dem Sehen dienen, sondern die innere Uhr jedes Menschen beeinflussen. Seitdem erscheinen weltweit regelmäßig neue Studien, die sich mit der „melanopischen“ Lichtwirkung befassen: Nachts wird im Körper Melatonin erzeugt, das den menschlichen Tag-Nacht-Rhythmus steuert.
Das Hormon macht müde, Körperfunktionen werden dadurch heruntergefahren, sodass man gut schlafen kann. In dieser Phase schüttet der Körper Wachstumshormone aus, die nachts Zellen reparieren. Licht mit hohem Blauanteil, wie wir es am Morgen erleben, lässt den Melatoninpegel schnell sinken. Wir werden wach und für die nächsten Stunden aktiviert. Enthält Licht eher Rotanteile, wie es ab nachmittags der Fall ist, wird die Produktion des Hormons nicht mehr gehemmt – man ermüdet leichter.
Mit Blick auf diesen Effekt rücken Konzepte für Beleuchtungen in den Fokus, die mit Tages- wie Kunstlicht arbeiten und die biodynamische Wirkung bewusst nutzen. Diese werden als „dynamisches“ oder „biodynamisches“ Licht bezeichnet, als herstellerneutralen Begriff nutzen Wissenschaftler „Human Centric Lighting“ (HCL). Im Pflegebereich gibt es damit bereits breitere Erfahrungen aus der Praxis. In Seniorenheimen zum Beispiel: Weniger Stürze und besserer Schlaf steigern die Lebensqualität der Bewohner und reduzierten die Kosten für die Betreiber. Und in Kliniken ist es erwiesen, dass sich Patienten in Räumen mit viel Tageslicht – natürlich oder künstlich ergänzt – schneller erholen.
Auch im Büro spielt Licht eine zunehmende Rolle. Einzelne Arbeitsplätze können individuell beleuchtet werden, ohne die Nachbarn zu stören. Die Lichtfarbe ändert sich im Laufe des Tages automatisch, sie passt sich an das natürliche Sonnenlicht an: Morgens ist der Blauanteil stärker, zum Abend hin steigt der Rotanteil; die Lichtfarbe folgt dabei über einen Außensensor den Veränderungen des Tageslichtes. In jeder Leuchte befinden sich zwei verschiedene LEDs (warmweiß und kaltweiß), die durch Veränderung des Mischverhältnisses für einen stufenlosen Übergang sorgen.
Ziel einer biologisch wirksamen Beleuchtung am Büroarbeitsplatz sollte sein, Menschen ein natürliches Lichterlebnis zu geben. Lars Klaaßen
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen