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Archiv-Artikel

Nie mehr Mord in Bremen-Nord?

Während der Kultursenator harmonisierende Antrittsbesuche in Bremen-Nord absolviert, macht „Moderator“ Axel Adamietz bereits Nägel mit Köpfen: Im September wird der Kulturbahnhof wieder eröffnet. Allerdings sind nicht alle beim Neustart dabei

Von HB

Bremen taz ■ Wie steht der Kultursenator zur Initiative der Bremen-Norder Unternehmer, die das Kito zum Verwalter eines zusammen gefassten regionalen Kulturetats machen wollen? Dazu habe Kastendiek noch keine abgeschlossene Meinung, erklärt dessen Referent Thorsten Müller. Grundsätzlich gelte zunächst: „Wir wollen keiner Institution die Vorherrschaft geben.“

Was nach wie vor offen lässt, in welcher Struktur die Bremen-Norder Kultur künftig gedeihen soll. Im Gespräch sind mehrere GmbH-Modelle. Im Herbst werde der Senator dazu „etwas Grundlegendes“ vorlegen, verspricht Müller. Derweil schlägt der zum „Moderator“ bestellte Anwalt Axel Adamietz schon mal Pflöcke ein. Mit Nachdruck betreibt er die Wiedereröffnung des Kulturbahnhofs (Kuba) – schon am 9. September soll sie mit einer „Bahnhofssinfonie“ gefeiert werden. Zwar kann Adamietz nur mit einem kleinen Teil der alten Programmmittel (255.000 Euro) planen. Damit aber will er einen Neuanfang markieren. Bereits jetzt führt der Quartier e.V. sein Stadtbilder-Projekt im Kuba durch, anschließend sollen Grohner Kindergruppen dort arbeiten. Im Winter wird ein eigenes Wintermärchen produziert.

Nichtsdestotrotz klagt der „Exilvorstand“ des insolventen Kuba-Trägervereins über mangelnde Produktionsmöglichkeiten für die regionale Szene. In einem „offenen Brief“ betonen die Aktivisten, die Debatte drehe sich zu sehr um Veranstaltungszentren und Gastspielhäuser – doch „das allein ist mitnichten Kultur“. Speziell dem Kito stünde „Selbstkritik“ gut an, keinesfalls hingegen die Übernahme zentraler Funktionen für Bremen-Nord. Kito-Vorstand Volker Kolz reagierte mit den Worten: „Beim Querlesen dieses Briefes waren erst die Augen beleidigt, dann der Intellekt.“

Ein Nachhall des alten Bremen-Norder Streitstils – mit dem nach dem Willen des Kultursenators nun Schluss sein soll. Hat Kastendiek bei seinem Antrittsbesuch also auf den Tisch gehauen? „Das war gar nicht nötig“, erklärt Müller. Der Leidensdruck der örtlichen Akteure sei bereits so groß, dass „jeder von sich aus konstruktiv sein wollte“. Auch Adamietz habe bei der Tour „einen sehr guten Eindruck hinterlassen“. Insofern scheint sein Stuhl stabiler als der anderer Bremen-Nord-Beauftragter, die die kultursenatorischen Amtswechsel mitvollziehen mussten.

Neben der Kuba-Wiedereröffnung engagiert sich der Anwalt auch für die Gründung einer Kulturstiftung. Sie soll sowohl Projektkapital akquirieren als auch als Forum dienen, um gemeinsame Unternehmungen zu entwickeln. Die Vereine würden dabei jedoch ihre volle Selbständigkeit behalten, betont Adamietz.

Nichtsdestotrotz kursierte im Vorzimmer der Kulturstaatsrätin bereits der Name eines möglichen Gesamtgeschäftsführers für die Bremen-Norder Kultur, der personell auf den Wirtschaftsrat der CDU im Land Bremen verweist – ein Beispiel für die kurzen Bremer Wege.

Trotzdem dacht Kastendiek-Vorgänger Gloystein lange nicht daran, selbst einmal nach Nord zu kommen. Als er sich endlich aufmachen wollte, kam ihm die Sektflasche dazwischen: Just am Tag des lange geplanten Ortstermins musste er seinen Rücktritt einreichen. Diese Hürde hat Kastendiek bereits genommen. HB