heute in hamburg: „Das Ziel muss sein, mehr Chancengleichheit zu schaffen“
Online-Vortrag
„Diversity an der Universität Hamburg: Entwicklungen und Herausforderungen“: 17 Uhr, Zoom-Link: bit.ly/UHH-Diversity
Interview Lukas Gilbert
taz: Frau Pinkert, Sie sprechen heute über Diversity an der Uni Hamburg – was bedeutet das eigentlich?
Aileen Pinkert: Heute studieren immer mehr Menschen. Dadurch wird die Vielfalt unter Studierenden immer größer. Es gibt einen großen Anteil an internationalen Studierenden, viele haben einen Migrationshintergrund oder haben zum ersten Mal in der Familie Abitur gemacht und haben damit einen ganz anderen Hintergrund als Studierende aus Akademikerhaushalten. Sich dieser Vielfalt bewusst zu werden und Maßnahmen zu schaffen, um ihr gerecht zu werden – das ist die Aufgabe von Diversity-Management.
Und wie läuft das?
Vergleichsweise ziemlich gut. Die Universität Hamburg war eine der ersten, die die Charta der Vielfalt unterschrieben hat. Die Stabsstelle Gleichstellung versucht Projekte zu schaffen, die für mehr Chancengleichheit sorgen. Mit „Piasta“ werden etwa soziale Veranstaltungen für internationale Studierende organisiert, die neu in Hamburg sind. Dennoch melden Studierende auch zurück, dass es zu wenig Wickelplätze für Studierende mit Kind gibt oder dass es zu wenig Gebetsräume für muslimische Studierende gibt. Oder dass zu wenig Fachliteratur gelesen wird, die über ein eurozentristisches Weltbild hinausgeht. Und auch beim Thema Barrierearmut muss noch einiges passieren. Es gibt zum Beispiel Mensen, in die Rollstuhlfahrende gar nicht hineinkommen.
Das Thema Diversity-Management hat auch in Unternehmen Konjunktur. Sollten sich die Hochschulen dort etwas abschauen?
Aileen Pinkertgeboren 1984, setzt sich am Universitätskolleg unter dem Motto „Diversität als Chance“ für mehr Chancengleichheit ein.
Zwar schreiben sich immer mehr Unternehmen Diversität und Vielfalt auf die Fahne, auch aus Imagegründen – oft bleibt es aber bei diesem Bekenntnis. Ein Diversity-Workshop, zu dem dann nur Menschen gehen, die sich sowieso schon für das Thema interessieren, bringt aber wenig. Stattdessen müssen sich Angebote an diejenigen richten, die sie wirklich brauchen. Das Ziel muss immer sein, mehr Vielfalt zu unterstützen und mehr Chancengerechtigkeit zu schaffen.
Von wem sollten Initiativen für mehr Diversität an der Hochschule ausgehen?
Es muss von verschiedenen Seiten kommen – und das ist hier in Hamburg auch der Fall. Die Universitätsleitung weist zum Beispiel auf bestehende Angebote hin. Es gibt aber auch Studierende, die sich etwa im Queer-Referat im AStA engagieren und die sicherlich auch nicht immer mit allem einverstanden sind, was über das Präsidium zum Thema kommuniziert wird. Da gibt es durchaus Konflikte, die letztlich aber auch wichtig sind.
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