CHINESISCHE INVESTOREN IN DEUTSCHLAND – KEIN GRUND ZU BERUHIGUNG
: Ende der alten Arbeitsteilung

Chinas Wirtschaft ist auf Schaufensterbummel in der ganzen Welt, auch in Deutschland. Besonders im Fokus der Aufkäufer aus Fernost stehen mittlerweile kleinere und mittelständischen Unternehmen mit innovativem Know-how und hohem Sachverstand in Spezialmärkten. China schafft sich also Pionierunternehmen in Deutschland. Dass sie zu Brückenköpfen für großflächige neue Industrieproduktion in Deutschland ausgebaut werden, darf aber bezweifelt werden. Das wird noch einige Jahre im Reich der Mitte billiger sein.

Müssen sich die Deutschen deshalb nun vor den neuen Investoren fürchten? Nicht mehr als vor anderen Folgen der globalisierten Weltwirtschaft. Letztendlich ist es gleich, aus welchem Land die Käufer kommen. US-Amerikaner unterliegen ebenso den Prinzipien der grenzenlosen Weltwirtschaft wie Chinesen, Japaner oder die anderen Europäer. Eines der Prinzipien lautet, dass Massenproduktion dort stattfindet, wo sie möglichst rentabel ist. Und anspruchsvolle Produkte für Spezialmärkte werden dort hergestellt, wo das Know-how am größten ist. Die Qualifikation von Management und Belegschaft wird langfristig darüber entscheiden, wer zu den Globalisierungsverlierern oder ihren Gewinnern gehört, sprich seinen Arbeitsplatz in Deutschland behalten kann. Doch Sicherheit auf Dauer gibt es für niemanden mehr. Der Druck der Globalisierung wird steigen. Reagieren lässt sich darauf nur mit einer starken Politik, die nicht nur die Gewinner fördert, sondern auch Perspektiven für diejenigen schafft, die im Wettlauf auf der Strecke bleiben. Wie nötig dies ist, zeigt Chinas Strategie, die eigene Innovationsfähigkeit verbessern.

Bereits jetzt gibt es in der Stahlindustrie Pläne, wonach ausländische Konzerne sich nur noch dort mit Mehrheiten einkaufen dürfen, wo sie Hochtechnologie mitbringen. China wird im Jahr 2010 voraussichtlich etwa 2,2 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung ausgeben und damit auf dem Niveau Europas liegen. Die noch gültige Arbeitsteilung – entwickeln in Europa, produzieren in China – wird spätestens dann obsolet sein. STEPHAN KOSCH