: Ein Bett allein reicht nicht
Die Sozialbehörde findet, dass es genügend Übernachtungsangebote für alle gibt, die auf der Straße leben. Bei sucht- oder psychisch kranken Betroffenen stößt das Hilfesystem aber schnell an seine Grenzen
Bremen ist aus Sicht der Sozialbehörde gut auf die Versorgung wohnungs- und obdachloser Menschen im Winter vorbereitet. Wer einen Anspruch anmelde, werde auch untergebracht, sagte Behördensprecher Bernd Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Die Zahl der Betten passt sich dem Bedarf an.“ Vertreter des Aktionsbündnisses „Menschenrecht auf Wohnen“ und Betroffene sehen das grundsätzlich auch so, sprechen aber von Verbesserungsbedarf.
In den Notübernachtungsstätten stünden rund 500 Plätze zur Verfügung, sagte Schneider. Zusätzlich würden bei Bedarf Zimmer in Schlichthotels angemietet. „Wegen der Pandemie bleibt es erforderlich, weitere Unterkünfte anzumieten, weil maximal zwei Personen in einem gemeinsamen Zimmer untergebracht werden.“ Wenn auf Hotels zurückgegriffen werde, würden Einzelzimmer bevorzugt. In Bremen gibt es Schätzungen zufolge etwa 600 wohnungs- und obdachlose Menschen.
Joachim Barloschky vom Bremer Aktionsbündnis „Menschenrecht auf Wohnen“ lobte die bereits bestehenden Angebote der Wohnungslosenhilfe. Probleme gebe es mit Notübernachtungen für Junkies und osteuropäische MigrantInnen. Dringend benötigt werde ein Duschbus, wie er nun auch ins Rollen gebracht werden solle. Außerdem sei es sinnvoll, die Anlaufstellen für Obdachlose im Winter länger zu öffnen, mehr SozialarbeiterInnen auf die Straße zu schicken und für einen bis 21 Uhr geöffneten Wärmebus zu sorgen. Unabhängig von der Jahreszeit sei insbesondere für die Abendstunden ein Notfalltelefon nötig.
Markus Urban, selbst wohnungslos, bestätigte, für Anspruchsberechtigte gebe es ausreichend Hilfsangebote. „Aber es gibt auch viele, die sie nicht nutzen können wie Osteuropäer, deutsche Obdachlose ohne Ausweispapiere und Menschen mit Hausverboten.“ So würden in den Notübernachtungen nur Leute aufgenommen, die nüchtern seien: „Viele schaffen das aber nicht. Für die brauchen wir Alternativen – und für jene, die schwer psychisch erkrankt sind und vielleicht aus diesem Grund aggressiv sind und Hausverbot bekommen haben.“ (epd)
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