: Planlos in Liga Drei
Sind Handballer in der Dritten Liga Amateure oder Profis? Darüber zerbricht sich der Deutsche Handball Bund (DHB) gerade den Kopf. Bis die Frage beantwortet ist, fällt der Spielbetrieb erst einmal aus
Von Marie Gogoll
Amateursport findet derzeit nicht statt, der Profisport darf weitergehen – so die politische Vereinbarung im aktuellen „Lockdown light“. Aber wer zählt eigentlich zum Profisport? Laut Definition des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) gehören unter anderem „die 1.-3. Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten“ zum Profisport.
Der Deutsche Handballbund hat dennoch beschlossen, dass Spiele der Dritten Liga zunächst bis zum 15. November ausgesetzt werden. Wie es gerade weitergehen soll, weiß bei den Vereinen niemand so recht.
Matthias Fehrke, Geschäftsführer des Drittliga-Clubs TSV Altenholz, wundert sich, dass der DHB keine Pläne für die aktuelle Situation parat hatte: „Corona gibt es ja nicht erst seit dem Herbst. Als die Saison Anfang Oktober losgegangen ist, hätte der Verband doch schon einen Plan B für den Fall einer zweiten Welle haben können.“
Mark Schober vom DHB hält dagegen, dass es durchaus Pläne für den Spielbetrieb unter Coronabedingungen gäbe. Diese würden auch in den oberen Ligen angewandt, „aber wer hätte damit rechnen können, dass die Bundesregierung Profisport erlaubt, ohne zu benennen, was Profisport ist?“, sagt Schober.
Viele arbeiten nebenbei
Die Bestimmung des Status sei schwierig. Innerhalb der Dritten Liga gebe es große Unterschiede in der Professionalität der Vereine. „Unser Ziel ist es, dass die Vereine zumindest weiter trainieren dürfen“, sagt Schober. Gemäß der geltenden Regelung müssten sie dafür als Profis gelten – und wären auch spielberechtigt. Das wäre wiederum gar nicht so einfach umzusetzen oder zu bezahlen, gibt der Altenholzer Geschäftsführer Fehrke zu bedenken: Würde der Spielbetrieb aufgenommen, müssten sich die Spieler regelmäßig auf Corona testen lassen.
Da jedoch viele von ihnen neben dem Sport berufstätig seien, könnten sie keine Quarantäne bis zum Testergebnis einhalten, sagt Fehrke. Die Spieler seines Vereins hielten sich aktuell im Individualtraining fit. Eine angemessene Spielvorbereitung sei das jedoch nicht: „Handball lebt von einer Körperlichkeit im Spiel und die muss trainiert werden. Man kann nach drei Wochen Individualtraining nicht einfach wieder mit dem Spielbetrieb beginnen.“
Ob Mannschaftstraining stattfinden darf, entscheidet nicht zuletzt die Kommune. Sie darf die Sporthalle aber nur freigeben, wenn die Mannschaft Profisport betreibt. Das stellt auch den MTV Braunschweig vor Probleme. „Der DHB empfiehlt uns, dass wir weiter trainieren, im Moment lässt die Kommune das aber nicht zu“, sagt Trainer Volker Mudrow. Er hat jedoch Verständnis: „Das Wichtigste ist, dass wir Corona eindämmen.“
Ungleiche Voraussetzungen
Fehrke sieht in der Situation auch eine Wettbewerbsverzerrung. Andere Vereine, etwa Spitzenreiter HC Empor Rostock, dürfen im Team trainieren: Seinen Status als Profis hat die Landesregierung anerkannt.
Mark Schober meint, dass sich diese Ungleichheit nicht vermeiden lasse. „Die einzige Alternative wäre, überhaupt nicht zu spielen. Und das ist für mich keine Alternative.“ Mit einer Entscheidung sei Mitte dieser Woche zu rechnen.
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