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Unterschiede bleiben

Mehr als 15 Prozent weniger Gehalt: Arbeitnehmer*innen in Ostdeutschland verdienen rund 7.400 Euro im Jahr weniger als Beschäftigte im Westen

30 Jahre nach der „Wiedervereinigung“ verdienen ostdeutsche Arbeitnehmer*innen nach wie vor deutlich weniger als ihre westdeutschen Kolleg*innen. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Hamburger Unternehmens Gehalt.de, für das über 140.000 Datensätze ausgewertet wurden.

Demnach liegt das durchschnittliche Einkommen für Beschäftigte in Westdeutschland bei 43.900 Euro, Arbeitnehmer*innen in Ostdeutschland erhalten dagegen einen Jahreslohn in Höhe von nur 36.500 Euro – die Lohnlücke beträgt also insgesamt rund 7.400 Euro im Jahr, das sind 16,9 Prozent weniger Gehalt. Und auch bei nahezu identischer Arbeit verdienen Ostdeutsche jährlich etwa 3.600 Euro (8,1 Prozent) weniger als ihre westdeutschen Kolleg*innen. Besonders eklatant sind die Differenzen in der Metallindustrie, wo Ostdeutsche rund 10.600 Euro weniger erhalten.

Laut Analyst*innen lässt sich ein Teil dieser Lücke mit strukturellen Unterschieden begründen, aber auch der regionale Faktor spielt weiter eine Rolle: So sind im Vergleich zum Osten im Westen größere Unternehmen und lukrativere Branchen vertreten, die höhere Gehälter zahlen. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: In den neuen Bundesländern sind traditionell mehr Frauen berufstätig als in den alten. Da in Frauen bei gleicher Arbeit hierzulande immer noch niedrigere Gehälter als Männer beziehen, bestärkt das den Gehaltsunterschied zwischen Ost und West.

Dazu kommt ein weiterer Faktor, der überraschen mag: Laut des Instituts für Wirtschaftsforschung liegen die Lebenshaltungskosten im Osten höher, was immerhin 2.300 Euro (5,3 Prozent) des Gehaltsunterschieds erklärt.