meinungsstark
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Bewegungen

„Blockierer fordern Aus für Autobahn“, taz vom 9. 10. 20

Was die neuartigen Bewegungen bis Rebellionen in Deutschland beziehungsweise in Europa angeht, lohnt es sich, mal einen Blick auf die Leute am Monte Verita bei Ascona am Lago Maggiore zu werfen, als sich dort viele Menschen vor und während des Ersten Weltkriegs versammelt hatten: Freidenker, wahre Anarchisten, Pazifisten, Anthroposophen, Radikalliberale bis Libertäre, Tänzer, Schriftsteller und andere Künstler, Naturanbeter. Und all dies auch als Frauen. Die Diversität war enorm, aber man/frau hatte ein gemeinsames Ziel: dem sichtbar dräuenden Bösen etwas Gutes und Friedliches entgegenzusetzen. Statt ergeben abzuwarten.

Fritz Feder, Heidelberg

Sozialpädagogik schadet nicht

„Noch ein Einzelfall?“, taz vom 14. 10. 20

Kein Mensch wird Polizist, um mit Gesetzesbrechern Ringelreihen zu spielen. Klar werden die Ordnungshüter gerade darum nicht von allen geliebt – vielleicht auch deshalb bespuckt. Grundsätzlich bleibt indes zu sagen: Wer – vielleicht aus diskriminierenden Gründen – wegen einer Lappalie von der Polizei ohne Gegenwehr in „Grund und Boden geprügelt“ wird, und jene Fälle sind existent, hat das Recht, offiziell Beschwerde einzulegen. Schließlich leben wir in einem Rechtsstaat, in welchem das Recht und die Würde ausnahmslos aller gilt. Ein paar Semester Sozialpädagogik im Polizeistudium wären gar nicht verkehrt. Tork Poettschke, Dortmund

Mit Augenmaß gegensteuern

„Das Hausrecht zu spät genutzt“, taz vom 7. 10. 20

Danke für Ihre ausführliche Aufklärung über die QAnon Bewegung. Diese extremen Strömungen können als eine gefährliche Entwicklung angesehen werden. Die Weltanschauung die hier propagiert wird, ist zutiefst zu verurteilen. Auf der anderen Seite haben Regierungen aber Jahrzehnte lang geschlafen, sich auf dem Status quo ausgeruht und große Bevölkerungsteile nicht mitgenommen. Das sich eine Armee der Abgehängten irgendwann mal zusammentut und sich gerade mit den heutigen Möglichkeiten vernetzt und protestiert, ist absehbar gewesen. Die Aufgabe der Politik wäre es jetzt mit Augenmaß und etwas mehr Fantasie als bisher, bedächtig gegenzusteuern und nicht jedes Argument gegen ihre Arbeit immer gleich im Keim ersticken zu wollen. Ulli Herzau, Berlin

Wirtschaftswisssenschaften

„Die doppelte Ökokrise“, taz vom 10. 10. 20

Das ist ein wichtiger Beitrag, und er sollte vor allem, aber nicht nur, im Wirtschaftsministerium ausgehängt werden. Studentinnen der ökonomischen Wissenschaften beklagen ja schon lange die unrealistischen Curricula der Ökonomen, die schließlich mit der realen Welt wenig zu tun haben. Auch die ökonomischen Wissenschaften sollten sich einer interdisziplinären Öffnung nicht länger verweigern. Und – last not least – sollten bei der Besetzung der Posten im Rat der Wirtschaftsweisen nicht nur Arbeitgeber das Sagen haben.

Helga Schneider-Ludorff, Oberursel